Text: Thomas Masuch

Am neuen Standort im Industriegebiet von Zamudio in der Nähe des Flughafens von Bilbao hat sich die Produktionsfläche von 200 qm auf 2.000 vergrößert. Mit deutlich mehr Platz konnte das Unternehmen auch in neue Anlagen investieren: der Maschinenpark ist in gerade einmal einem Jahr von vier auf elf Lasermelting-Anlagen gewachsen – übrigens alle von Renishaw. Auch die Größe des Teams hat deutlich zugenommen und sich in den vergangenen zwölf Monaten auf 25 Beschäftigte praktisch verdoppelt. „Damit sind wir das größte Servicebüro für Additive Metallfertigung in Spanien“, betont Asier Domínguez, Gründer und Project Manager bei Madit.
Der Grund für das Wachstum ist ein verstärkter Auftragseingang. Während Madit in den vergangenen Jahren vor allem mit Prototypen und Einzelteilen groß geworden ist, „kommen nun immer mehr Serienprojekte hinzu. Das ermöglicht uns, auch langfristig zu planen und unsere Kapazitäten sowohl technisch als auch personell deutlich auszubauen“, so Domínguez. Zudem hat das Unternehmen auch verschiedene Anlagen für die Nachbearbeitung im Haus – unter anderem zum Schleifen, Polieren, Fräsen und für die Wärmebehandlung. Für die Qualitätssicherung ist eine spezialisierte Kollegin verantwortlich, die sich zum Beispiel um die Kontrolle der Pulver genauso kümmert wie um die Vermessung der fertigen Bauteile. „Unser Anspruch ist, insbesondere in der Serienfertigung eine gleichbleibende Qualität zu garantieren – auch wenn die Bauteile auf Abruf im Abstand von mehreren Tagen gedruckt werden.“
Hunderte Fahrradrahmen
Die Kunden kommen nicht nur aus Spanien, sondern größtenteils aus ganz Europa. Die in Zamudio gedruckten Bauteile werden unter anderem in die allgemeine Industrie (zum Beispiel Maschinenbau), die Automobilindustrie oder an Hersteller von Fahrrädern geliefert. So fertigt Madit unter anderem jedes Jahr Serien von 100 bis 500 Fahrradrahmen aus Titan jeweils in unterschiedlichen Größen. Ein aktuelles Modell bringt Domínguez mit seinem Team übrigens auch jedes Jahr mit zur Formnext nach Frankfurt.
Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, hat sich Madit sehr auf klare Stärken fokussiert: Im Bereich Prototyping ist das vor allem Schnelligkeit. „Wir antworten auf Anfragen innerhalb eines Tages“, verspricht Domínguez. Und im Bereich Serienfertigung punktet das Unternehmen mit einer Mischung aus Erfahrung im Bereich AM-Design, einer hohen Flexibilität durch den recht großen Maschinenpark und einer kosteneffizienten Produktion. „Durch unsere Fokussierung auf weniger reglementierte Industrien haben wir viel gelernt und können nun auch andere Branchen wie die Luft- und Raumfahrt beliefern. Diese Wachstumsstrategie hat es uns ermöglicht, die Kosten für unsere Kunden niedrig zu halten.“ Zur effizienten Produktion gehört auch, dass die Maschinen permanent mit dem gleichen Material befüllt werden: Auf vier Anlagen wird Inconel 718 verarbeitet, auf dreien Aluminium und auf den restlichen Edelstahl 316 und 17-4 PH, Maraging-Stahl sowie Titan.
Schlank organisiert
Insgesamt hat Madit eine sehr schlanke Ausrichtung. „Ein Sales-Team gibt es bei uns nicht“, erklärt Domínguez. Werbung erfolgt fast ausschließlich über LinkedIn oder Instagram – Letzteres generiert vor allem im Bereich Fahrräder einen hohen Traffic. Die einzigen Investments im Bereich Marketing fließen in Messeauftritte – wobei die Formnext die einzige Veranstaltung außerhalb Spaniens ist, an der Madit als Aussteller teilnimmt. „Die Formnext ist ein hervorragendes Schaufenster, in dem wir uns europäischen und internationalen Kunden aus der AM-Branche und vielen anderen Industriezweigen zeigen können. In Spanien gibt es keine vergleichbare Veranstaltung. Die Präsentation in Frankfurt ist sehr wichtig, um unsere Kapazitäten und Dienstleistungen zu bewerben“, sagt Domínguez.
Trotz des vergleichsweise schnellen Wachstums ist das Unternehmen immer noch in der Hand der drei Gründer (Asier Domínguez Olabe, CEO Javier Díaz Gutiérrez und Engineering Director Pablo Rojo Bilbao), die Madit 2020 aus der Taufe gehoben haben, nachdem sie ihren Job bei einem Hersteller von Flugzeugturbinen in Nordspanien gekündigt hatten. Das gesamte Wachstum haben die drei Ingenieure selbst gestemmt. Geholfen hat dabei unter anderem die sehr gute Partnerschaft mit Renishaw. „In Zukunft möchten wir zu den wichtigsten Akteuren im Bereich des europäischen Metall-3D-Drucks gehören und es der Branche ermöglichen, die Vorteile dieser Technologie voll auszuschöpfen.“