
Text: Christoph Stüker
Eine Begegnung ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben: mit einem Unternehmer, der praktisch im Nebenjob eine effiziente und kostengünstige LPBF-Maschine entwickelt hat – einschließlich Maschinen-Ökosystem und Software. Besonders beeindruckt hat mich, dass für diesen Unternehmer eine global schwächelnde Industrie sowie Preisdruck eher Ansporn als Herausforderung waren.
Eine aktuelle Entwicklung unserer Branche ist, dass Desktop-Drucker die AM-Welt umzukrempeln scheinen. Neue Anwendungen, teilweise mit sehr guten Leistungen, können bisweilen mit Industriesystemen mithalten. Und wer sich nach additiver Massenfertigung umschaut, trifft bislang kaum auf große roboterbetriebene Fabrikhallen mit großen AM-Systemen, sondern auf eher unspektakuläre Printfarmen mit Dutzenden oder manchmal Hunderten von Desktop-Druckern, die zum Beispiel Schuhe, Spielzeuge oder Modelle für die Medizin produzieren.
Dieser Trend zeigt sich auch in den Zahlen verschiedener Marktreports: Während die Umsätze beim Verkauf von AM-Systemen rückläufig sind, legt der Materialabsatz immer weiter zu. Das bedeutet: Bestehende Anlagen werden immer effizienter genutzt, und für neue Anlagen wird im Schnitt weniger Geld ausgegeben. Das bedeutet auch: Die Entwicklung der Branche geht weiter – und das mit bemerkenswerter Dynamik.
Nicht nur Gewinner
Diese Entwicklung und der teilweise härter werdende Wettbewerb kennt natürlich nicht nur Gewinner: Während Anwender von immer günstigeren Systemen profitieren, wird für viele Hersteller die Situation herausfordernder und der Markt schwieriger. Und hier platziert sich Spanien als attraktiver Standort für Hersteller und Anwender: Das Lohn- und damit oft auch das Preisniveau ist niedriger als zum Beispiel in Deutschland – gleichzeitig bietet Spanien europäische Standards in Bezug auf Rechtssicherheit und Datenschutz. Einige spannende Unternehmen von der Iberischen Halbinsel stellen wir im aktuellen Fon Mag vor.
In diesem Spannungsfeld zwischen Herausforderungen und Hoffnung kommt der Formnext eine besondere Rolle zu. Sie ist und bleibt die zentrale Plattform für die Additive Fertigung – ein Ort des Austauschs, der Innovation und der strategischen Weichenstellung. Hier wird nicht nur über die Zukunft der industriellen Produktion gesprochen – hier wird sie gestaltet.
Wir freuen uns auf eine Formnext, die zeigt: Additive Fertigung ist bereit für den nächsten Schritt. Trotz aller Herausforderungen – oder gerade wegen ihnen.
Ihr Christoph Stüker
Vice President Formnext