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Formnext 2025 – Bühne frei für den AM-Fortschritt

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AM-Technologien droht Förderstop: „Weiter so kann zu Mittelmaß führen“

15.08.2025

Nach Vorlage des aktuellen Haushaltsentwurfs der Bundesrepublik Deutschland droht der erhofften Förderung der Additiven Fertigung das Aus. Führende deutsche AM-Experten zeigen sich enttäuscht und fordern, dass die Politik ihre Strategie aktualisiert.

Vor einigen Wochen war die Hoffnung groß, dass die neue deutsche Regierung sich stärker um Zukunftstechnologien wie die Additive Fertigung kümmert – immerhin schaffte es der 3D-Druck als förderungswürdige Technologie auf Seite 04 des Koalitionsvertrags zwischen CDU, CSU und SPD. Unter dem Titel „Verantwortung für Deutschland“ hieß es: „Wir fördern Leichtbau-Technologie, additive Fertigung und 3D-Druck.“ Bestätigung fand diese Position auch als Anfang Juni, als die Wirtschaftsminister der Bundesländer für zwei Tage in Stuttgart zusammenkamen: „Die Wirtschaftsministerkonferenz begrüßt, dass die Förderung von Leichtbautechnologien, additiver Fertigung und 3D-Druck auch weiterhin zu den politischen Zielsetzungen auf Bundesebene zählt – ein wichtiges Signal, das nun mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden sollte“, hieß es im Ergebnisprotokoll.

Grafik: Feedback Media
Grafik: Feedback Media

Nur noch abwickeln

Doch nun kam das zugleich überraschende und unangenehme Erwachen: Im aktuellen Haushaltsentwurf der Bundesregierung von 26.06.2025 findet sich die Additiven Fertigung (die bisher unter dem Begriff Leichtbau mitgefördert wurde) nicht wieder. Auf Seite 3364 werden für den Bereich Leichtbau statt neuer Projekte nur noch Mittel eingeplant, die „ausschließlich zur Ausfinanzierung der in Vorjahren eingegangenen Verpflichtungen und zur Abwicklung des Programms Leichtbau“ dienen.

Sollte dieser Entwurf in der Form realisiert werden, müssten neue Innovationen in der Additiven Fertigung in Deutschland wahrscheinlich noch stärker privatwirtschaftlich finanziert werden. Diese Entwicklung ist nicht nur für die gesamte deutsche AM-Branche enttäuschend, sondern insbesondere für eine Gruppe prominenter deutscher AM-Experten, die sich mit ihrer inoffiziellen Arbeitsgruppe „Germany Makes“ für eine bessere Positionierung Deutschlands im globalen Rennen um die Zukunft der Additiven Fertigung einsetzen und sich auch dafür engagiert hatten, dass das Thema AM noch stärker den Weg auf die politische Agenda findet. Mit dabei sind unter anderem Vertreter verschiedener Universitäten, Fraunhofer-Institute, der Deutschen Bahn oder von Siemens.

Prof. Christian Seidel fordert von der Politik eine Aktualisierung der AM-Strategie. Bild: Seidel
Prof. Christian Seidel fordert von der Politik eine Aktualisierung der AM-Strategie. Bild: Seidel

„Strategie dringend aktualisieren“

„Wir hatten mit dem neuen Koalitionsvertrag die Hoffnung verbunden, dass die Additive Fertigung systematisch sowohl kurzfristig als auch mittelfristig Unterstützung erfährt, um im globalen Wettbewerb in der Führungsgruppe bleiben zu können“, so Prof. Christian Seidel von der Hochschule München University of Applied Sciences und von Wohlers Associates, der sich auch in der Germany Makes-Gruppe engagiert. Die Folgen für die AM-Landschaft in Deutschland sind für Seidel nicht absehbar „Während andere Länder das Vorankommen in der Additiven Fertigung mit hohen Beträgen fördern, gilt es in Deutschland nun dringend, die eigene Strategie zu aktualisieren und gemeinsam zwischen Politik und Wirtschaft umzusetzen. Ein weiter so kann in das Mittelmaß führen.“

Insgesamt scheint die Förderung des Leichtbaus bzw. der Additiven Fertigung von den Sparanstrengungen im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) bedroht zu sein. Denn während die Budgets anderer Resorts wie Arbeit und Soziales und Verteidigung deutlich gestiegen sind, muss das BMWE laut Haushaltsentwurf im laufenden Jahr mit rund 19 Prozent weniger auskommen: Das Budget sank von 11,1 Mrd. auf 9,0 Mrd. Euro.

Auf Anfrage des Formnext Magazins teilte das BMWE mit, dass es „den Schlüsseltechnologien Additive Fertigung und Leichtbau weiterhin eine hohe Bedeutung für die Transformation der Industrie zur Klimaneutralität und für die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Wirtschaftsstandorts“ zumisst und weiterhin an geeigneten Rahmenbedingungen für die Stärkung und Weiterentwicklung dieser Technologien arbeitet. „Aufgrund der aktuell laufenden Haushaltsverhandlungen können wir derzeit keine weiterführenden Auskünfte zur finanziellen Ausstattung einzelner Förderprogramme geben.“