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Formnext 2025 – Bühne frei für den AM-Fortschritt

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„Es den Kriminellen so schwer wie möglich machen“

12.05.2025

Die Formnext unterstützt die Bemühungen der EU gegen die Verbreitung illegaler 3D-gedruckter Waffen

Text: Thomas Masuch

Der Mord an Brian Robert Thompson, dem CEO von UnitedHealthcare, im Dezember 2024 in New York hat ein unrühmliches Schlaglicht auf die Gefahr von 3D-gedruckten Waffen geworfen. Fünf Tage später wurde ein Tatverdächtiger mit einer Pistole und einen Schalldämpfer – beides aus dem 3D-Drucker – festgenommen. Der Fall zeigt auch, dass es immer wichtiger wird, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen um die Verbreitung von illegalen 3D-gedruckten Waffen zu verhindern.

„Vor 10 Jahren gab es bereits Ideen, Waffen zu drucken, aber die Technologie war noch nicht reif dafür, und es war recht gefährlich, solche Waffen zu benutzen“, erklärte die EU auf einem Vortrag auf der Application Stage der Formnext 2024. „Inzwischen ist die Technologie weiter fortgeschritten und wir sehen immer mehr 3D-gedruckte Waffen oder Komponenten. Denn es ist leichter geworden, privat und damit oft illegal Waffen herzustellen.”

3D-gedruckte Waffen, die von der Guardia Civil legal hergestellt wurden, um zu untersuchen, welche Bedrohung von solchen Waffen ausgeht – dazu zählten auch Testschüsse und anderen Bewertungen. Bild: Guardia Civil
3D-gedruckte Waffen, die von der Guardia Civil legal hergestellt wurden, um zu untersuchen, welche Bedrohung von solchen Waffen ausgeht – dazu zählten auch Testschüsse und anderen Bewertungen. Bild: Guardia Civil

Das Thema ist auch der Formnext als bedeutendste internationale Messe für die Additive Fertigung wichtig. „Der 3D-Druck spielt, wie wir in verschiedenen Beispielen weltweit sehen, bei vielen Staaten eine wichtige Rolle im Verteidigungsbereich. Umso wichtiger ist es aber, dass die Technologie nicht für illegale kriminelle Zwecke missbraucht wird“, erklärt Christoph Stüker, Vice President Formnext beim Veranstalter Mesago Messe Frankfurt. „Deshalb unterstützen wir die Diskussion über die politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen des 3D-Drucks und natürlich auch die ganz konkreten Bemühungen der EU, die sich gegen die Verbreitung illegaler 3D-gedruckter Waffen richten.“

Missbrauch und illegalen Handel unterbinden

Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten arbeiten gemeinsam daran, den Missbrauch und den illegalen Handel mit Schusswaffen zu unterbinden, auch mit solchen, die privat im 3D-Druckverfahren hergestellt werden. Diese Bemühungen sind Teil einer größeren Plattform mit der Bezeichnung „European Multidisciplinary Platform Against Criminal Threats“ (EMPACT). Für Adriana Toston, eine spanische Beamtin der Guardia Civil, die diese Plattform leitet, hat dabei höchste Priorität, „die illegale Herstellung von 3D-gedruckten Feuerwaffen, wesentlichen Komponenten und Schalldämpfern in der EU zu verhindern“. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf der Ergreifung von Kriminellen. Wichtig sind auch Kampagnen, die für das Thema sensibilisieren, sowie die Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen, wie Drucker- und Softwareherstellern. „Das soll die Verbreitung illegaler 3D-gedruckter Waffen stoppen, Verbrechen präventiv verhindern und die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten – soweit dies mit der Innovation und der zunehmenden Verwendung von 3D-gedruckten Waren vereinbar ist.“

Auch Toston bestätigt, dass die Entwicklung immer leistungsfähigerer AM-Technologie und entsprechender Materialien den 3D-Druck von Waffen deutlich erleichtert habe. Selbst Munition sei mittels 3D-Drucker inzwischen herstellbar. Anleitungen dafür kursieren im Internet. 

Adriana Toston (rechts) bei der Abstimmung mit internationalen Behörden. Bild: Guardia Civil
Adriana Toston (rechts) bei der Abstimmung mit internationalen Behörden. Bild: Guardia Civil

Internationale Unterschiede

Erstaunlicherweise sind laut Adriana Toston die meisten 3D-gedruckten Waffen in den USA und in Kanada im Umlauf, also in einer Region, in der man auch recht einfach klassische Pistolen oder Gewehre erwerben kann. Das liege aber auch daran, dass die eigene Herstellung von Waffen und damit auch der 3D-Druck in den USA legal ist, man müsse die Waffe nur registrieren. In Europa dürfen nur zugelassene Unternehmen Schusswaffen oder wesentliche Bestandteile legal oder verbreiten herstellen – das betrifft auch privat gefertigte Schusswaffen.

In Europa ist die Verbreitung von 3D-gedruckten Waffen noch deutlich weniger ausgeprägt als in Nordamerika, „aber wir wollen nicht abwarten, bis wir hier ein ähnliches Problem haben, sondern proaktiv der Verbreitung einer illegalen Produktion einen Riegel vorschieben und weiterhin die Sicherheit in Europa gewährleisten.“  

Um vorab schon aktiv zu werden, beobachtet Toston mit ihrem Team den Markt und die Entwicklungen der AM-Technologie genau und ist auch mit verschiedenen Unternehmen im Austausch. „Zum einen wollen wir für das Thema sensibilisieren, auf der anderen Seite wäre es natürlich erstrebenswert, wenn zum Beispiel eine Software Waffendesigns erkennt und den entsprechenden Druck nicht ausführt.“ Das Ziel dabei sei, entsprechende Standards für die Hersteller auszuarbeiten, die dann auch für importierte Drucker in die EU gelten würden.

Gesamte Thema sehr komplex

Da es sich um eine internationale Entwicklung handelt, ist das gesamte Thema der Beschränkung des 3D-Drucks von Waffen sehr komplex. Das liegt zu einem daran, dass die nationalen Gesetzte unterschiedlich sind – so definieren einzelne Länder allein schon die Tatsache unterschiedlich, ob ein Schalldämpfer auch als Waffe zählt. Positiv ist, dass bereits einige Staaten wie Jamaika oder Nordmazedonien die juristischen Zügel angezogen haben und auch den Besitz von entsprechenden STL-Dateien für strafwürdig erklärt haben. Laut Toston prüft die EU die Möglichkeit, die Vorschriften für die Herstellung von Schusswaffen und ihren wesentlichen Bestandteilen, einschließlich der Herstellung von privat gefertigten Schusswaffen und ihrer STL-Dateien, zu verschärfen, „aber Gesetzesänderungen brauchen in der Regel Zeit, insbesondere auf EU-Ebene“.

Adriana Toston unterstreicht, dass die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor von wesentlicher Bedeutung ist, um kriminellen Bedrohungen wirksam zu begegnen. „In dieser Hinsicht sind wir proaktiv - wir antizipieren zukünftige Herausforderungen, um durch gemeinsame Anstrengungen ein sicheres Europa zu gewährleisten. All dies wird durch Plattformen wie EMPACT ermöglicht, die ich im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Schusswaffenhandels zu leiten die Ehre habe.“ Bild: Guardia Civil
Adriana Toston unterstreicht, dass die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor von wesentlicher Bedeutung ist, um kriminellen Bedrohungen wirksam zu begegnen. „In dieser Hinsicht sind wir proaktiv - wir antizipieren zukünftige Herausforderungen, um durch gemeinsame Anstrengungen ein sicheres Europa zu gewährleisten. All dies wird durch Plattformen wie EMPACT ermöglicht, die ich im Zusammenhang mit der Bekämpfung des Schusswaffenhandels zu leiten die Ehre habe.“ Bild: Guardia Civil

Einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung im Bereich 3D-Druck haben laut Toston aktuelle militärische Konflikte. Da hier 3D-Druck zum Beispiel für die Herstellung von Drohnen, Raketenteilen, Schalldämpfern oder sogar für die Reparatur von schweren Fahrzeugen eingesetzt wird, ist in dem Bereich viel Know-how entstanden. „Das Wissen hier hat sich schnell entwickelt. Auch deshalb stehen wir im intensiven Austausch mit staatlichen Behörden, damit dieses Wissen nicht für die falschen Anwendungen genutzt wird.“

Insgesamt ist sich aber auch Adriana Toston bewusst, dass sich die Entwicklung nicht ganz aufhalten lassen wird, „aber wir wollen es den Kriminellen so schwer wie möglich machen.“