Text: Thomas Masuch
Doch wer etwas genauer hinschaut, erkennt Parallelen: Beide Branchen spielen in einer ähnlichen Größenklasse, haben in den vergangenen Jahren die gleichen ökonomischen Herausforderungen erlebt. Und vor allem: Beide befriedigen den tiefen Wunsch nach Unabhängigkeit und Individualität.
Der 3D-Druck verspricht dezentrale, autarke Produktion – das Wohnmobil das autarke Reisen. Beide machen den Nutzer zum eigenen Herrscher über Werkstück oder Wegstrecke. Und beide erlebten durch Corona einen Boom: In der Welt der Additiven Fertigung schlug sich das vorwiegend in Aktienkursen nieder, die zeitweise Höhenluft schnupperten. Gleichzeitig waren Wohnmobile monatelang ausverkauft, die Aktien der Hersteller entsprechend gefragt. Und in beiden Fällen folgte das, was man in der Wirtschaft freundlich „Marktkonsolidierung“ nennt: Die Euphorie verflog, die Realität kehrte zurück.

Doch die Ideen dahinter sind unverwüstlich: Der Markt für Additive Fertigung soll laut aktuellem Wohlers Report von 21,9 Mrd. US-Dollar im Jahr 2024 in den kommenden zehn Jahren um jährlich 18 Prozent wachsen – auf 115 Mrd. US-Dollar im Jahr 2034. Auch der Caravaning-Markt soll in den nächsten Jahren stark zulegen – die Schätzungen variieren zwischen 4,2 und 11,5 Prozent jährlich. Der Traum vom unabhängigen Produzieren und Reisen lebt also – auch wenn er sich gerade sortiert.
Und wer denkt, dass das alles irgendwann zu viel Individualismus ist, der sei beruhigt: Japan hat vorgesorgt. Dort wurde im Jahr 2021 das „Einsamkeitsministerium“ gegründet – eine staatliche Stelle, die sich um die soziale Isolation von Menschen kümmert und Programme gegen Vereinsamung entwickelt.
Bleibt zu hoffen, dass wir bei all dem Streben nach Unabhängigkeit nicht vergessen, gelegentlich an die Tür des Nachbarn zu klopfen – egal ob im Makerspace, in der Fabrikhalle oder auf dem Campingplatz. Oder noch besser: unsere Mitstreiter und die ganze Community an einem Ort treffen – zum Beispiel auf der Formnext.