Text und Bild: Jurgen Laudus, Vicepresident und Geschäftsführer von Materialise Manufacturing, 04.11.2024
Wenn man die aktuelle Lage der AM-Industrie betrachtet, muss man zwischen dem Prototyping-Markt und der Serienfertigung unterscheiden.
Der Prototyping-Sektor erlebt einen Rückgang, der von drei wesentlichen Faktoren beeinflusst wird:
- Erstens hat das schwierige wirtschaftliche Umfeld dazu geführt, dass Investitionen zurückgefahren werden, was besonders in der Automobilbranche sehen ist.
- Zweitens sehen wir einen Trend, dass Unternehmen ihre Prototyping-Dienstleistungen insourcen, indem sie 3D-Drucksysteme erwerben und diese Operationen intern verwalten.
- Und drittens wird immer Prototyping-Geschäft nach China ausgelagert, was daran liegt, dass sich China technologisch weiterentwickelt hat und gleichzeitig kosteneffizient geblieben ist.
In der Serienfertigung erleben wir weiterhin zweistellige Wachstumsraten. Dieses Wachstum wird getrieben durch die Entwicklung medizinischer Geräte im Gesundheitswesen und durch die Luft- und Raumfahrtindustrie.
Wir beobachten eine deutliche Trennung zwischen dem Prototyping- und dem Serienfertigungssektor. Viele Unternehmen bleiben weiterhin auf Prototyping fokussiert, aber es wird zunehmend notwendig, dass sie sich im Sinne eines „Anpassen oder Sterben“-Szenarios zur Serienfertigung hinbewegen. Bei Materialise haben wir bereits 2011 begonnen, in die Serienfertigung zu investieren. Obwohl das aktuelle wirtschaftliche Umfeld den Druck auf diese Transformation erhöht hat, bestehen weiterhin erhebliche Hürden.
Neue Designs notwendig
Eine große Herausforderung ist die Notwendigkeit neuer Designs. Komponenten, die bisher konventionell gefertigt wurden, müssen für die Additive Fertigung neu gestaltet werden, was kostspielig und komplex ist. Solche neuen Designs sind zwar nur eine einmalige Investition, doch sie schränken den Einsatz von AM ein, insbesondere bei Upgrades in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Wir sind aber überzeugt, dass AM bei völlig neuen Flugzeugmodellen eine größere Rolle spielen wird.
Die zweite Hürde ist die Prozessoptimierung. Um die erforderlichen Qualitätsstandards zu erreichen, müssen die 3D-Druck-Produktionsprozesse feinjustiert und optimiert werden. Das kostet Zeit, ist aber entscheidend für den Erfolg.
Es gibt auch einen klaren Handlungsaufruf für die additive Fertigungsindustrie. Der AM-Sektor muss eng mit der breiteren Fertigungsindustrie zusammenarbeiten, um neue Anwendungen zu identifizieren, zu fördern und auszubauen. Für viele Unternehmen ist es eine Herausforderung, wenn AM in ihre Fertigung übernehmen und ausbauen möchten. Veiel von ihnen kämpfen mit der Komplexität der Technologie. Es liegt an der 3D-Druckindustrie, diese Barrieren abzubauen und Fertigungsunternehmen dabei zu unterstützen, AM erfolgreich zu integrieren und zu skalieren.
MEHR INFOS UNTER:
Über die aktuelle Marktsituation haben wir mit vier weiteren AM-Experten gesprochen:
- Arno Held, AM Ventures: „Positiv ist, dass sich unseriöse Teilnehmer vom Tisch verabschiedet haben“
- Rainer Lotz, Renishaw: “Die guten langfristigen Aussichten sind nicht gefährdet”
- Frank Carsten Herzog, HZG Group: „Für Pessimismus gibt es keinen Grund“
- Rainer Gebhardt, VDMA: „Zuversichtlicher als der Durchschnitt“
Materialise auf der Formnext 2024: Halle 12.1, Stand C139
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- Marktberichte und Studien