Interview: Thomas Masuch, 04.11.2024
Über die aktuelle Marktlage der Additiven Fertigung haben wir mit Rainer Gebhardt, Referent Additive Manufacturing beim VDMA e. V., gesprochen.
Wie ist die aktuelle Situation im Gesamtmarkt und bei Ihnen im Verband?
Rainer Gebhardt: Additive Manufacturing im VDMA ist naturgemäß eng mit dem Maschinenbau verknüpft. Die Situation im gesamten Maschinenbau ist derzeit herausfordernd – davon bleibt AM nicht verschont. Doch aus den Reihen unserer Mitgliedsfirmen im Bereich Additive kommen auch positive Signale: AM kommt zum Einsatz, wo es auf Flexibilität ankommt – Print on Demand, Print on Site – das ist in schwierigen Zeiten von Vorteil. AM wächst in Branchen wie Medizintechnik, Chip-Produktion, Energie oder Defense – hier ist AM relevant. Was wir also zu guten Zeiten beklagt haben – dass AM noch nicht so in der Breite, z. B. in der Automobilindustrie, Fuß gefasst hat – führt nun dazu, dass die AM-Branche zuversichtlicher als der Durchschnitt der Industrie unterwegs ist. Das ändert natürlich nichts daran, dass wir weiterhin dafür kämpfen müssen, AM mehr zum Einsatz zu bringen.
Was sind die Ursachen für die teils etwas verhaltene Situation?
Rainer Gebhardt: Es bleibt eine Herausforderung, die Vorteile und Potenziale der Technologie im allgemeinen Maschinenbau bekannt zu machen. Viele Firmen haben AM-Technologie im Einsatz, sprechen aber nicht darüber. Viele Unternehmen könnten AM (mehr) einsetzen, wissen aber zu wenig darüber. Dafür braucht es Expertentreffen, Branchenveranstaltungen und den Austausch aller Beteiligten. Die dynamische Entwicklung und Vielfalt der AM-Technologien ist unverändert und die Herausforderungen bezüglich Know-how-Transfer bleiben bestehen – also sind Expertennetzwerke wie die Arbeitsgemeinschaft im VDMA unverzichtbar.
Wird die Konkurrenzsituation härter? Welche Entwicklungen sehen sie international?
Rainer Gebhardt: Der Zugang in die internationalen Märkte gewinnt an Bedeutung. Interesse an Advanced Manufacturing ist z. B. gerade bei der wieder optimistischen Marktstimmung in den USA zu beobachten, und dafür wird die Entwicklung und Nutzung von Additive Manufacturing gerne genutzt.
Welche Chancen und Herausforderungen ergeben sich dadurch für AM-Unternehmen?
Rainer Gebhardt: Es gibt nicht „die eine“ AM- Technik, sondern häufig individuelle, auf die Anforderungen bezüglich der Qualität und der Prozesse zugeschnittene Lösungen (Verarbeitung in einer Aufspannung, Einsatz mehrerer Materialien …). Daher gibt es für anspruchsvolle Herausforderungen im internationalen Markt viele innovative Lösungen mit AM. Wer da bereit ist, sich über das Mittelmaß hinaus zu engagieren, ist mit der Technologie erfolgreich. Sich auf bestehenden Lösungen auszuruhen genügt nicht.
MEHR INFOS UNTER:
Über die aktuelle Marktsituation haben wir mit vier weiteren AM-Experten gesprochen:
- Arno Held, AM Ventures: „Positiv ist, dass sich unseriöse Teilnehmer vom Tisch verabschiedet haben“
- Rainer Lotz, Renishaw: „Die guten langfristigen Aussichten sind nicht gefährdet“
- Frank Carsten Herzog, HZG Group: „Für Pessimismus gibt es keinen Grund“
- Jurgen Laudus, Materialise Manufacturing: Großer Unterschied zwischen Prototyping und Serienfertigung
Die VDMA AG AM präsentiert auf der Additive4industry-Sonderschau (Halle 12.0, Stand B01) auf einem Gemeinschaftsstand wertvolle AM-Anwendungen aus der Welt des Maschinenbaus.
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- Marktberichte und Studien