29.03.2023
Relativity Space hat mit dem ersten Flug seiner 33,5 Meter hohen 3D-gedruckten Terran 1-Rakete den Weltraum erreicht. Die Mission Good Luck, Have Fun (GLHF) hob erfolgreich vom Cape Canaveral Space Force Station ab nachdem zuvor zwei Startversuche abgebrochen worden waren.
Das vor sieben Jahren gegründete Unternehmen aus Los Angeles war angetreten, um mit Raketen, die auf seinem selbstentwickelten Startgate-3D-Drucker gefertigt werden, das Weltall zu erobern. Das Unternehmen wuchs schnell und konnte sich nach SpaceX als zweitstärkstes privates Raumfahrtunternehmen im US-Markt etablieren (wir berichteten). Mit dem ersten Flug seiner Terran 1-Rakete feiert das Unternehmen einen weiteren Meilenstein. Obwohl die die Rakete nicht die vorgesehene Umlaufbahn in einem niedrigen Erdorbit erreichte, sprach Relativity Space auf Twitter dennoch von einer geglückten Mission, weil „wir es erfolgreich Max-Q geschafft haben“ – der Punkt, an dem der aerodynamische Druck auf die Rakete am größten ist.
Die zweistufige Rakete kann eine maximale Nutzlast von bis zu 1.250 kg in eine niedrige Erdumlaufbahn (LEO) und bis zu 900 kg Nutzlast in eine sonnensynchrone Umlaufbahn (SSO) befördern. Bei ihrem Erstflug waren allerdings keine Nutzlast an Bord – lediglich ein Aluminiumring, eines der ersten auf dem Stargate-Drucker gefertigten Bauteile.
Die Terran 1 hat einen Durchmesser von 2,28 Metern und ein Leergewicht von 9.280 kg. Derzeit werden rund 85 % der Rakete 3D-gedruckt, wobei Relativity Space den Anteil auf 95 % erhöhen will. Als Treibstoff kommt bei beiden Stufen flüssiges Methan und flüssiger Sauerstoff zum Einsatz. Auch die selbstentwickelten Aeon-Triebwerke der beiden Stufen sind auf dem 3D-Drucker entstanden.
Für die nächsten Jahre hat Relativity Space bereits volle Auftragsbücher und bereits gebuchte Missionen im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar. Unter anderem hat das Unternehmen Start mit dem Kommunikationsunternehmen OneWeb und dem Raumfahrt-Start-up Impulse Space vereinbart. Damit könnte mit Relativity ein weiterer Player entstehen, der den stetig wachsenden Satelliten-Markt eine passende Plattform für den Weg ins All bietet.
Dafür will Relativity Space auch seine Rakete weiterentwickeln. So ist zum Beispiel derzeit das leistungsstärkere Aeon R-Triebwerk in der Entwicklung, mit dem die neun Aeon-1-Triebwerke ersetzt werden sollen. Außerdem arbeitet Relativity Space auch an seiner größeren Trägerrakete Terran R. Mit dieser will das Unternehmen ein wiederverwendbares Trägersystem mit einer voraussichtlichen Nutzlastkapazität von 20.000 kg im LEO auf den Markt bringen. Wie Terran 1 wird auch Terran R eine zweistufige Rakete sein, die fast vollständig in 3D gedruckt wird. Der erste Start von Terran R ist derzeit frühestens für 2024 geplant. Später soll mit der Terran R auch ein Landegerät von Impulse Space zum Mars gebracht werden – das wäre dann die erste kommerzielle Mars-Mission.
Tags
- Luft- und Raumfahrt