von Yejun Fu
Die junge Produktdesignerin Yejun Fu ist im vergangenen Jahr mit dem Newcomer-Preis der purmundus-Challenge ausgezeichnet worden und durfte deshalb die purmundus-Trophy für das Jahr 2021 gestalten. Für das Formnext Magazin gibt sie exklusiv einen Einblick in den Design- und Produktionsprozess und berichtet auch, welche Trends sie bei ihrer Arbeit beeinflusst haben.
Überblick über das Projekt
Meine Arbeit an der Neugestaltung der purmundus-Trophy begann im November 2020, nachdem mein „adaptive Splint“ mit dem Newcomer-Preis der purmundus Challenge ausgezeichnet worden war. Zur Inspiration zerlegte ich anfangs den Splint in seine Bestandteile. Der Schwerpunkt der Designentwicklung lag auf dem Gleichgewicht zwischen der spontanen Form und den vorgeplanten Strukturen. Es war wichtig, die Form und die feinen Details zu realisieren und gleichzeitig die Druckbarkeit und Haltbarkeit des Modells zu gewährleisten. Der gesamte Prozess wurde dabei vom purmundus-Team und von Addmio unterstützt.
Gestaltung
Auch das Design des Pokals wurde durch die mehrschichtige Struktur meines „adaptiven Splint“ inspiriert. In diesem Projekt hatte ich die Möglichkeiten des 4D-Drucks am Beispiel einer adaptiven Handgelenkschiene untersucht. Die Schiene, die eine schnellere Heilung ermöglichen soll, besteht aus drei Schichten mit unterschiedlichen geometrischen Strukturen und wurde aus drei Materialien hergestellt. Das reaktionsfähige Material wird flexibel, wenn es durch Wärme und Feuchtigkeit stimuliert wird, während die anderen Materialien ihre Eigenschaften behalten. Durch die kombinierte Wirkung des mehrschichtigen Aufbaus und der unterschiedlichen Eigenschaften der Materialien kann sich die Schiene an die individuellen Heilungsbedürfnisse anpassen.
Produktion
Bei der Planung für den Druck geometrischer Prototypen und die Farbgestaltung wurde ich zusätzlich von HP und Addition unterstützt. Eine der Herausforderungen bestand darin, sicherzustellen, dass das Modell nach dem Drucken und Sandstrahlen vollständig vom Pulver befreit werden konnte. Dafür musste das Modell mit größeren Öffnungen versehen werden, um das Pulver aus dem zentralen Hohlraum zu entfernen. Wir beschlossen, die Trophy in zwei Teile aufzuteilen, den Körper und den Sockel, und an der Unterseite des Körpers Öffnungen anzubringen, durch die das Pulver entweichen konnte.
Hinzufügen der vierten Dimension
Meine Leidenschaft für die Formfindung mit Hilfe des 3D-Drucks hat sich entwickelt, seit ich zum ersten Mal einen FDM-Drucker für mein Bachelor-Projekt verwendet hatte. Bei meinen folgenden Erfahrungen mit verschiedenen Arten von 3D-Druckern habe ich immer mehr Vorteile dieser Technologie entdeckt. In Kombination mit reaktionsfähigen Materialien ist es außerdem möglich, die vierte Dimension, die Zeit, in die 3D-Drucktechnologie einzuführen.
Die Verwendung von CAD
Ein weiterer Trend, der meine Arbeit beeinflusst hat, ist die Entwicklung parametrischer Designwerkzeuge und die schnell steigende Zahl von Online-Designressourcen (z. B. Open-Source-Software, Tutorials zu Techniken). Das parametrische Design wurde früher eher in der Architektur verwendet, jetzt setzen auch viele Produktdesigner dieses CAD-Tool ein. Der einfache Zugang zu diesen Ressourcen ermöglicht eine kontinuierliche Weiterbildung und ist inzwischen eine solide Stütze für Designer, die sich aktiv an geänderte Anforderungen anpassen wollen.
Nachhaltigkeit
Die dritte große Veränderung, die ich beobachtet habe, ist das wachsende Nachhaltigkeits-Bewusstsein. Ein Industriedesigner kann in verschiedenen Phasen des gesamten Herstellungsprozesses mit verwandten Abteilungen zusammenarbeiten, um abbaubare bzw. recycelbare Materialien sinnvoll zu nutzen, den Lebenszyklus der Produkte zu verlängern und Materialabfall zu vermeiden. Ich fühle mich dafür verantwortlich, diese Aspekte in meiner Arbeit zu berücksichtigen.
Interdisziplinäres Denken
Nicht zuletzt ist interdisziplinäres Denken besonders wichtig für die Entwicklung hochfunktionaler Produkte. Bei meinem „adaptive Splint“-Projekt arbeitete ich mit Materialwissenschaftlern der National Science Challenge zusammen und untersuchte medizinische Materialien, die von Ärzten des Wellington Hospital zur Verfügung gestellt wurden. Dieser Beitrag war für das Projekt sehr wichtig. Die Erkenntnisse zu neuen Materialien und Prozessen der Wundheilung bildete die Grundlage für meinen Entwurf. Diese Erfahrung hat mich darin bestärkt, wie wichtig es ist, immer bereit zu sein, von anderen zu lernen und sich von ihnen inspirieren zu lassen.
MEHR INFOS UNTER:
purmundus-challenge.com
Tags
- Additive Fertigung