Text: Thomas Masuch, 03.09.2024
Conflux druckt Wärmetauscher für die Space-Industrie, den Motorsport und viele andere Branchen.
Mit seinem Unternehmen Conflux hat sich der Australier Michael Fuller auf nur ein Produkt spezialisiert: 3D-gedruckte Wärmetauscher. Darin sieht der 48-Jährige so viel Potenzial, dass er gar nicht über neue Produkte nachdenkt. „Der Markt für Wärmetauscher ist ein Milliardenmarkt und das Potenzial für additiv gefertigte Wärmetauscher steigt kontinuierlich weiter.“ Das liege daran, dass die Additive Fertigung immer effizienter und damit auch günstiger werde und damit im Wettbewerb mit anderen Produktionsmethoden ihre Position immer weiter verbessern könne. „Der Markt ist so groß, so viele Jahre bleiben mir gar nicht mehr, um ihn wirklich ausreizen zu können“, fügt der Vater von vier Kindern hinzu.
Bevor er Conflux gründete, hatte Fuller unter anderem als Ingenieur im Motorsport gearbeitet und hier jahrelang Erfahrung im Umgang mit der Additiven Fertigung gesammelt. Warum er dann sein Unternehmen in seiner alten Heimat startete, ist für ihn eigentlich keine ernst zu nehmende Frage. „Schau dir einfach Google Maps an, wir sind gerade einmal 15 Minuten von Bells Beach entfernt, zudem hat Australien wirklich gut ausgebildete Arbeitskräfte.“ Die Entfernung zu den wichtigsten Kunden in Europa und den USA bringe es zwar mit sich, dass Fuller viel Zeit im Flugzeug und in Hotels verbringe, aber „das ist es absolut wert“.
Als Gründer agierte Fuller mit seinem Team recht hemdsärmelig und pragmatisch. „Wir gingen als Besucher zur Formnext, hatten Wärmetauscher dabei und fragten Unternehmen, ob sie einen brauchen.“ Das hat sich inzwischen stark gewandelt: Das Unternehmen, in das auch AM Ventures investiert ist, hat inzwischen 22 Beschäftigte und ist seit zwei Jahren mit einem eigenen Stand auf der Formnext präsent – der einzigen AM-Messe, an der Conflux teilnimmt. Ansonsten ist das australische Unternehmen nur auf Veranstaltungen vertreten, bei denen es um Wärmetauscher-Lösungen geht. „Aber die Formnext lohnt sich für uns ungemein, wir hatten im vergangenen Jahr über 200 Leads.“
Leistungsumfang
Der Leistungsumfang von Conflux reicht vom Design über den 3D-Druck (auf zwei EOS-PBF-Anlagen) bis hin zur Qualitätskontrolle, bei der geprüft wird, ob die Maße stimmen und dass keine Pulverreste mehr vorhanden sind. „Besonders Letzteres ist aufgrund der sehr filigranen Strukturen und schmalen Kühlkanäle gar nicht so einfach“, erklärt Fuller, der das Know-how des Unternehmens zusammen mit seinen Ingenieuren auch in Zukunft noch weiter verbessern will, wobei er sich vor allem auf die praktischen Anwendungen fokussiert. „Wir suchen die effizientesten Formen. Die sind nicht immer sexy, was manche AM-Experten enttäuscht, aber auch Additive Manufacturing muss den Gesetzen der Physik folgen.“
Dabei ist nicht jeder Wärmetauscher, den Conflux fertigt, ein Unikat. „Trotzdem bewegen wir uns im Bereich sehr kleiner Stückzahlen“, erklärt Fuller. Wie viele Wärmetauscher letztendlich ein Auftrag umfasst, hängt in der Regel vor allem von der Größe der Bauteile ab – diese variiert von den Abmessungen einer Fingerkuppe bis zu 400 Millimeter. Meist liefert Conflux kleine Serien zwischen einem und zehn Bauteilen, aber es können auch mal 500 Stück sein.
Exotische Designs
Das große Potenzial für Wärmetauscher rührt daher, dass praktisch in jeder Maschine mindestens einer vorhanden ist – vom Computer bis zum 3D-Drucker. Doch für welche Anlage lohnt es sich, Wärmetauscher additiv herzustellen? „Dort, wo vor allem exotische Designs benötigt werden“, erklärt Fuller. Das sei zum Beispiel im Flugzeugbau der Fall. „Hier kommt es auf Gewichtseinsparung an, jedes eingesparte Kilogramm hat einen bestimmten Wert, und so kann gut kalkuliert werden.“ Das Gleiche gilt für die Raketenindustrie, wobei hier die Beträge für die Gewichtseinsparung noch höher sind. Hier kommen 3D-gedruckte Wärmetauscher sowohl beim Bau der Raketen als auch bei den Nutzlasten (Satelliten) zum Einsatz.
Eine weitere wichtige Kundengruppe ist der Motorsport. „Hier geht es vor allem um eine schnelle Entwicklung der Aerodynamik. Denn wenn die Design-Teams schnell wissen, wie die Bauteile unter der Oberfläche aussehen, können auch die Designs besser optimiert werden“, erklärt Fuller. Weitere Anwendungen sind unter anderem Wasserstoffantriebe, die Halbleiterherstellung und Datenzentren.
Die Entwicklung der 3D-gedruckten Wärmetauscher hängt von der Anwendung und der Branche ab. „Meistens kommen Kunden auf uns zu, wenn sie selbst provisorisch einen Wärmetauscher entwickelt haben, für den sie nun einen guten Ersatz suchen“, erklärt Fuller. Komplexer wird es, wenn zum Beispiel sehr kalte Flüssigkeiten wie im Raketenbau im Spiel sind. „Hier müssen wir gemeinsam mit unseren Kunden mit Samthandschuhen ans Werk.“ Dann erstellt Conflux eine Design-Studie, manchmal erfolgen einige Iterationen, und erst dann entsteht der Wärmetauscher auf dem Drucker.
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