Text: Thomas Masuch, 03.09.2024
Additive Assurance hat ein flexibles QS-System für den 3D-Druck von Metall entwickelt
Qualitätssicherung ist ein wesentlicher Baustein der additiven Prozesskette, und das junge australische Unternehmen Additive Assurance hat sich hierbei insbesondere auf den 3D-Druck von Metallbauteilen konzentriert. Seine Amiris-Lösung wurde für PBF-Systeme entwickelt und umfasst Software, Hardware und ein Analyse-Tool, um Defekte zu erkennen und so die gewünschte Beschaffenheit das Bauteils zu sichern. „Damit können wir eine Genauigkeit von bis zu 30 Mikrometer erreichen“, erklärt Gründer und Geschäftsführer Marten Jurg.
Das Amiris-System kann entweder als Retrofit nachträglich von außen an die Maschinen von Kunden angebaut werden oder es wird direkt vom Hersteller in die Anlagen integriert. Dabei hat das Unternehmen passende Lösungen für inzwischen zwölf verschiedene Maschinentypen entwickelt, weitere sollen folgen. „Wir haben dafür auch Kooperationen mit verschiedenen Herstellern abgeschlossen“, erklärt Jurg. Diese sehen auch vor, dass Additive Assurance als Preferred Partner bei der Qualitätssicherung fungiert. „Das gibt den Herstellern die Möglichkeit, unser System zu nutzen, um hochwertige Verkäufe in kritischen Industriezweigen abzuschließen“, erklärt Jurg, der dabei besonders die Branchen Aerospace und Defence anspricht.
2019 wurde Additive Assurance von Jurg und seinem Mitstreiter Andrey Molotnikov aus der Monash University Melbourne heraus gegründet. Zuvor hatte Jurg als Luftfahrtingenieur bereits in Deutschland gearbeitet (unter anderem für Airbus) und bereits begonnen, ein weitläufiges Netzwerk in der AM-Community zu knüpfen.
Deutsche Wurzeln
Die Verbindung nach Deutschland sollte später einen Einfluss auf die weitere Entwicklung des jungen Unternehmens haben. So war Additive Assurance anfangs mehrere Jahre hintereinander auf der Start-up Area der Formnext vertreten und konnte hier erfolgreich Kontakte zu Partnern und Kunden knüpfen, unter anderem auch zu Volkswagen.
Der Automobilkonzern erwarb als einer der ersten Industriekunden ein Amiris-System und nutzt es seitdem in seinem AM-Zentrum in Wolfsburg. Deutsche Wurzeln hat auch Co-Founder Molotnikov, und mit dem ehemaligen Siemens-Ingenieur Jürgen Schneider ist ein Deutscher Teil des Board of Directors.
2021 stellte Additive Assurance Amiris vor, als Treiber des weiteren Wachstums diente auch eine Finanzierung aus Venture Capital von Investoren aus Australien und Großbritannien in Höhe von 1,6 Mio. US-Dollar. Zwei Jahre später stellte das Unternehmen Amiris-LF vor und schuf damit eine Lösung aus Prozess-Monitoring und Qualitätskontrolle für großformatige Maschinen.
Nur einen Anruf entfernt
Die Formnext bleibt ohnehin nach wie vor die mit Abstand wichtigste Messe, auch wenn das junge Unternehmen weltweit auch an weiteren Veranstaltungen teilnimmt. „Die Formnext ist fantastisch, um neue Kontakte in allen Bereichen der AM-Industrie zu knüpfen. Das Beste ist, dass man immer wieder diese aufregende Erfahrung macht, dass so viele Menschen neue Kontakte knüpfen und lernen wollen“, schwärmt Jurg. „Auch als Aussteller gehe ich immer mal durch die Gänge und lerne Dinge, die ich vorher so noch nie gesehen habe.“
Die Kunden von Additive Assurance stammen überwiegend aus den USA und Europa, einige auch aus Singapur und Japan. Kein Wunder, dass Marten Jurg rund die Hälfte des Jahres unterwegs ist – in der Regel sechs- bis siebenmal pro Jahr für mehrere Wochen. Eine Belastung sei das für ihn nicht, „Entfernung ist nicht zwangsläufig eine schlechte Sache“. Schließlich könne heute auch vieles digital besprochen und erledigt werden. „Wir sind zwar am anderen Ende der Welt, aber nur einen Anruf entfernt.“
Für den gebürtigen Australier spielt die Attraktivität seiner Heimat mit der Nähe zum Meer, der Großstadt Melbourne und der recht entspannten und freundlichen Mentalität der Australier auch für sein Unternehmen eine wichtige Rolle. „Es ist ein großartiger Platz zum Leben. Und es ist hier recht einfach, gute Leute zu überzeugen, für dich zu arbeiten. Zudem haben wir aufgrund der hervorragenden Universitäten in Melbourne, aber auch in anderen Städten in Australien einen sehr guten Talentpool.“ Und da die Fertigungsindustrie in diesem Land traditionell deutlich weniger entwickelt ist als beispielsweise in den USA oder in Europa, sieht Jurg eine deutlich weniger ausgeprägte Konkurrenz für AM-Unternehmen.
Technische Entwicklung geht weiter
In der Welt der Additiven Fertigung hat sich das junge australische Unternehmen inzwischen einen sehr guten Ruf erarbeitet, sagt Jurg. Das liege auch daran, dass „wir mit der Amiris-Lösung alle Aspekte der Quality Chain abdecken“. Die Entwicklungsarbeit geht aber unermüdlich weiter, inzwischen ist die nächste Generation der AM-Qualitätssicherung in Arbeit, wobei Additive Assurance mit verschiedenen Kunden zusammenarbeitet. Dabei geht es unter anderem darum, einzelne Bauteile zu vergleichen, um so exakt identische Duplikate erstellen zu können. Darüber hinaus sollen auch die Daten von CT-Scans in die Analyse mit einbezogen werden.
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- Qualitätsmanagement und Messtechnik