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Partnerland Frankreich – AddUp

Mit Konzern-Support zu internationaler Größe

09.09.2022

2016 hoben die französischen Industriekonzerne Michelin und Fives das AM-Unternehmen AddUp aus der Taufe. Der Hersteller von Metall-3D-Druckern hat sich durch organisches Wachstum und einige Übernahmen zu einem der wichtigsten additiven Unternehmen Frankreichs entwickelt und will nun auch international weitere Marktanteile erobern.

Schwarz ist die bestimmende in Farbe Clermont-Ferrand im geografischen Zentrum Frankreichs. Das Zentrum der rund 400.000 Einwohner zählenden Stadt wird überragt von der Kathedrale aus schwarzem Vulkangestein. Und nur einen Kilometer entfernt werden in den Werkhallen des Michelin-Konzerns jedes Jahr Millionen schwarzer Reifen entwickelt und getestet. Dass nur wenige Kilometer nördlich von Clermont-Ferrand, in Cébazat, das AM-Unternehmen AddUp seinen Hauptsitzt hat, ist kein Zufall, denn der Industrieriese Michelin ist einer der beiden Gründerväter des aufstrebenden Herstellers von industriellen Metall-3D-Druckern.

2016 gegründet, gehört AddUp mit inzwischen mehr als 300 Beschäftigten weltweit und vier Hauptstandorten in Europa und den USA und weiteren Niederlassungen zu den größten AM-Unternehmen in Frankreich. Dabei will das junge Unternehmen trotzdem seine ehrgeizige Entwicklung in den nächsten Jahren weiter fortsetzen und wird dabei von den Inhabern Michelin und Fives, einem traditionellen französischen Industriekonzern, kräftig unterstützt. „Unsere Eigentümer erwarten von uns weiterhin ein deutliches Wachstum und haben dafür auch beträchtlich in uns investiert“, so Frank Moreau, CEO von AddUp.

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Bild: AddUp

Das Wachstum, das AddUp in den vergangenen Jahren gezeigt hat, basiert zum einem auf einer organischen Entwicklung und zum anderen auf Übernahmen verschiedener Unternehmen. So wurde 2018 der rund 50 Beschäftigte zählende französische Service-Provider Poly-Shape mit einer Produktionsstätte in Salon-de-Provence übernommen. Der Kauf des konventionellen Zerspanungsunternehmens Serm-Meca im Jahr 2018 hat AddUp in die Lage versetzt, auch industrielle Nachbearbeitungslösungen ins Portfolio aufzunehmen. Und die Übernahme von Beam, einem Hersteller von DED-Maschinen (Direct Energy Deposition) aus Straßburg, war strategisch motiviert, um diese neue Technologie noch stärker am Markt zu positionieren.

Tests, Versand und Produktionsmaschinen

Die Unternehmenszentrale von AddUp befindet sich in einem Industriegebiet von Cébazat auf einem gut gesicherten Michelin-Gelände. Neben der Verwaltung und dem Marketing sind hier verschiedene Abteilungen angesiedelt, unter anderem Forschung und Entwicklung. In der Produktionshalle, die durchgängig auf die Bedürfnisse der Produktion von AM-Maschinen ausgerichtet ist, werden die 3D-Druck-Anlagen angeliefert und elektronisch überprüft. Einige Räume weiter finden Tests mit Pulver statt, bevor die Maschinen für den Versand vorbereitet werden. Die Komponenten der Hardware werden in einem AddUp-Werk in Saint-Céré bei Toulouse montiert.

CEO Frank Moreau (l.) und Mathieu Roche, Marketing & Technology Manager bei AddUp Bild: Thomas Masuch
CEO Frank Moreau (l.) und Mathieu Roche, Marketing & Technology Manager bei AddUp. Bild: Thomas Masuch

Hinter schweren Türen, die sich nur für einige wenige zugangsberechtigte Personen öffnen, betreibt AddUp auch eine Flotte eigener Maschinen und produziert im Kundenauftrag additive Metallbauteile. 35 Produktionsmaschinen laufen am Standort Cébazat, 10 weitere an den Standorten in Salon-de-Provence und in den USA. In einem anderen Bereich der Halle befinden sich zudem die Kapazitäten für die Nachbearbeitung – inklusive Sägen, um die Baujobs von der Bauplatte zu trennen, oder Öfen für die Wärmebehandlung.

„Mit unserem großen Maschinenpark sind wir nicht nur einer der größten Dienstleister weltweit, sondern auch einer der wenigen Hersteller von AM-Metall-Anlagen, die auch offiziell als Service-Provider am Markt agieren“, so Mathieu Roche, Marketing & Technology Manager bei AddUp.

Bauteilproduktion als wichtige Umsatzsäule

Die Produktion von Bauteilen auf den eigenen Maschinen bringt dem Unternehmen gleich in dreifacher Hinsicht Vorteile: Zum einen wird damit Vertrauen in die eigene Technologie geschaffen und über kurz oder lang auch der Verkauf unterstützt. „Denn die Kunden kaufen keine Maschinen, wenn man ihnen nicht die Bauteile liefern kann“, erklärt Moreau.

AddUp ist nicht nur Hersteller, sondern mit 45 Produktionsmaschinen auch einer der größten Dienstleister weltweit. Bilder: AddUp

Darüber hinaus hat sich das Service-Provider-Geschäft mittelweile zu einer wichtigen Umsatzsäule im Unternehmen entwickelt und macht in den vergangenen Jahren rund die Hälfte des gesamten Umsatzes von AddUp aus. Für 2022 rechnet Moreau weiterhin mit sehr stabilen Zahlen bei der Produktion von AM-Bauteilen und einem Volumen von rund 10 Mio. Euro. Gleichzeitig habe der Maschinenverkauf noch stärker angezogen, sodass dieser zwei Drittel zum erwarteten Gesamtumsatz von rund 30 Mio. beisteuern werde.

„Ein weiterer wichtiger Vorteil für uns entsteht daraus, dass wir als Unternehmen die Technologie und die Anwendungen noch besser verstehen und mehr Erfahrung sammeln, was dann letztendlich in die Entwicklung neuer Maschinengenerationen einfließt“, erklärt Moreau im Gespräch mit dem Formnext Magazin.

Bei den Aktivitäten als Service-Provider kommt bei AddUp fast ausschließlich das Powder-Bed-Fusion-Verfahren (PBF) zum Einsatz – und damit die FormUp 350, das derzeit einzige PBF-Modell von AddUp. „Der Anteil liegt hier bei 99 Prozent“, berichtet Mathieu Roche. „Dagegen spielt die DED-Technologie für uns als Service-Provider momentan nicht so eine starke Rolle“. Das mag zu einen daran liegen, dass diese noch jüngere Technologie oft für die Reparatur von Bauteilen genutzt wird. Außerdem würden Unternehmen die DED-Maschinen eher kaufen und in die Produktion integrieren, um Prozesse zu entwickeln.

Bei den Maschinenverkäufen kann AddUp dagegen stark von der DED-Technologie profitieren. Hier liegen beide Technologiearten laut Unternehmen etwa auf einem ähnlichen Level.

Mehrere Millionen Bauteile für Vulkanisierungsformen

Rund 45 Produktionsmaschinen laufen in den eigenen Werkhallen, weitere 60 Maschinen hat AddUp weltweit verkauft. Einer der wichtigsten Abnehmer war dabei in den vergangenen Jahren der Michelin-Konzern, der sich bereits seit Anfang der 2000er-Jahre mit Additiver Fertigung beschäftigt und auf den AM-Anlagen Bauteile für die Vulkanisierungsformen der Reifen fertigt. Mit mehreren Millionen produzierter AM-Bauteile ist der Reifenkonzern wahrscheinlich einer der größten Anwender Additiver Fertigung weltweit. Auch eine der neuesten Reifenentwicklungen entstand mithilfe des 3D-Drucks: „Die aktuellen Premier- (USA) und CrossClimate-Reifen (EU) konnten durch additive Formeinsätze entscheidend verbessert werden“, erklärt Mathieu Roche. „Sie sind so konstruiert, dass sich bei einem abgefahrenen Profil darunter praktisch ein neues bildet.“

Ein weiterer prominenter Kunde ist der Flugzeughersteller Dassault Aviation, der bereits zwei FormUp-350-Maschinen im Einsatz hat und für den AddUp bis 2024 eine automatisierte Produktionslinie aufbaut. „Da Dassault gleichzeitig sehr flexibel auf Nachfragen reagieren will und immer mehr additive Bauteile benötigt, kauft das Unternehmen auch immer mehr Bauteile bei uns ein, die wir dann in Cébazat produzieren“, freut sich Mathieu Roche.

Software- und Hardware-Entwicklung für weiteres Wachstum

Mit seinen PBF-Maschinen konzentriert sich AddUp sehr stark auf den Bereich Serienfertigung und hat das gesamte FormUp-350-System in diese Richtung optimiert. Das umfasst ein Pulverrecycling-System, das standardmäßig in jede Anlage integriert ist. Außerdem will AddUp mit einer starken Software, die von mehreren Dutzend Software-Ingenieuren weiterentwickelt wird, zusätzliche Marktanteile gewinnen. Diese Software ermöglicht es unter anderem, die während des Baus überwachten Prozesswerte zu verschlüsseln. Dazu gehören nicht nur Makrosensoren, die z. B. Sauerstoff-, Temperatur- und Feuchtigkeitsprozentsätze messen, sondern auch Drehmomente für viele Komponenten, Abläufe, Gasverbrauch und vieles mehr für insgesamt über 80 Variablen. AddUp bietet auch eine fortschrittliche Meltpool-Überwachung, die in der Lage ist, in Echtzeit einen digitalen Zwilling der produzierten Teile zu erzeugen. Durch den Einsatz mehrerer Sensoren, die Daten mit hoher Frequenz erfassen, kann dieses System laut AddUp Leistungsabweichungen und unerwartete Schmelzschwankungen erkennen. „Dieses Monitoring ist für viele AM-Anwender einschließlich der Luftfahrt und der Medizin, wo zerstörungsfreie Prüfungen (ZfP) bis zu 50 Prozent der Kosten verursachen, von entscheidender Bedeutung“, so Mathieu Roche. Entwickelt wurde auch eine Recoating-Lösung, bei der jeder einzelne Layer fotografiert und Pulveranomalien bei Bedarf repariert werden.

Auch im DED-Sektor hat AddUp noch einiges an Entwicklungsarbeit vor: Die Versionen der Modulo-Maschinen werden immer wieder verbessert, zudem soll laut Moreau auch bald eine größere DED-Maschine auf den Markt kommen. Mit diesen Schritten strebt der CEO, der vor seinem Amtsantritt bei AddUp vor zwei Jahren bei Michelin den Bereich Aerospace leitete, „bis 2030 die Marktführerschaft“ an. Dies sei auch im nationalen Interesse Frankreichs, da so die Industrie und die Lieferketten des Landes weiter gestärkt werden können.

Bei seiner Wachstumsstrategie auf dem recht wettbewerbsintensiven PBF-Markt hat AddUp vor allem Mitteleuropa und die USA im Fokus und will hier auch als „sehr offenes und transparentes Unternehmen“ punkten, wie CEO Moreau erklärt. Das betreffe sowohl die offene Maschinenplattform als auch den frei zugänglichen Materialbereich. „Gleichzeitig passen wir für den Erfolg in anderen Ländern natürlich auch unsere Strategie an.“ Während AddUp in Frankreich große Industriekonzerne wie Michelin, Airbus, Dassault und Safran als Kunden hat, will sich das Unternehmen zum Beispiel in Deutschland stärker auf den Mittelstand konzentrieren und hat dafür unter anderem eine Partnerschaft mit dem Fraunhofer ILT in Aachen geschlossen.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

addupsolutions.com

AM-VERFAHREN:

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  • Additive Fertigung