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China Special

"Deutlich einfacher geworden"

Text: Thomas Masuch; Fotos: Farsoon — 15.06.2020

Internationale Konzerne kooperieren mit chinesischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen, um ihre technologische Entwicklung und den Marktzugang voranzutreiben. Dr. Dirk Simon, Geschäftsführer der Farsoon Europe GmbH, hat zahlreiche deutsch-chinesische Kooperationen begleitet und nutzt seine Erfahrung, um Anwendungen in der Additiven Fertigung weiter voranzubringen.

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Die Firmenzentrale von Farsoon befindet sich inder zentralchinesischen Millionenstadt Changsha.

Als Dr. Dirk Simon 1999 erstmals eine Kooperation in China vereinbarte, »war die Art und Weise der Zusammenarbeit mit der heutigen nicht vergleichbar.« Es ging um die Entwicklung flammengeschützter Kunststoffe zusammen mit der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking. Damals sei die Art und Weise der Kommunikation eine ganz andere gewesen, genauso wie das gegenseitige Abtasten und die Vereinbarung über die spätere Verwertung möglicher Forschungsergebnisse. »Heute ist das Ganze deutlich einfacher geworden. Da liegen Welten dazwischen.« Inzwischen gebe es für solche Kooperationen gesetzliche Regelungen, außerdem sei die Form viel offener. Und es zeige sich heute, dass auch in China das Open-Innovation-Konzept seit einigen Jahren immer stärker Einzug in die Mentalität der Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hält.

Im Rahmen seiner Tätigkeiten für BASF und Farsoon, dessen europäische Service- und Vertriebstochter er seit zwei Jahren leitet, konnte Simon weitere Kooperationen begleiten. 2013 hat zum Beispiel BASF seine Entwicklungsinitiative in China gestartet und ging auch eine enge Zusammenarbeit mit Farsoon ein. »Hierbei ging es nicht nur um Anwendungstechnik, sondern um echte Forschung«, so Simon. Es entstanden ein neuer Hochleistungswerkstoff und die dafür optimierte Farsoon-Maschine HT251P. »Das Polyamid-6-Pulver und die Maschine waren optimal aufeinander abgestimmt «, erinnert sich Simon, der bis März 2018 als Prokurist der BASF 3D Printing Solutions GmbH die 3D-Druck-Aktivitäten der BASF leitete.

Bis zu 360 Grad Celsius

Das Hochtemperaturmaterial erforderte eine Verarbeitungstemperatur von über 200 Grad, was technische Anpassungen zum Beispiel bei der Konstruktion der Maschine, den Dichtungen oder dem Restsauerstoffgehalt notwendig machte. Im Einsatz ist die Kombination aus Maschine und Material heute international – unter anderem bei PATAC, dem chinesischen Entwicklungspartner von General Motors, der damit funktionale Prototypen für den Motorraum herstellt. Und auch in Deutschland produziert FKM Sintertechnik unter anderem funktionale Prototypen für die Automobilindustrie mit dieser Maschinen-Material- Kombination.

Ebenfalls im Bereich Hochtemperaturanwendungen kooperiert Farsoon seit 2019 auch mit dem Luftfahrtkonzern Airbus. Aufgrund der strengen Vorgaben für Flugzeugteile im Interieur liegen hier die Verarbeitungstemperaturen noch höher und reichen bis zu 360 Grad Celsius. Aus dieser Zusammenarbeit wird Farsoon eine neue Maschine auf der Formnext 2020 vorstellen.

Mit der Farsoon Flight-HT403P zeigt sich aber auch, dass China in der Zwischenzeit bei der Innovationskraft weltweit ganz vorne dabei sein kann. Die Flight™-Technologie entstand ohne internationale Kooperation. Zum Betatest der Maschine ist Farsoon dann aber wieder mit westlichen Firmen in Kooperationen gegangen: Derzeit testet unter anderem die Schweizer Rapid Manufacturing AG die Maschine auf Eignung im europäischen Umfeld. Die Maschine verfügt über einen Bauzylinder von 400 × 400 × 540 mm und einen 500-Watt-Faserlaser, der das schwarze Polyamid-Pulver laut Hersteller besonders schnell zu Kunststoffteilen umformt.

Durch solche internationalen Kooperationen entwickelt Farsoon nicht nur seine technologische Kompetenz weiter, sondern steigert auch sein internationales Renommee. Das hilft laut Simon auch beim Eintritt in westliche Märkte. Schließlich sei es für chinesische Unternehmen nicht ganz einfach, in Europa Fuß zu fassen. Auch wenn sich das Image chinesischer Unternehmen verbessert habe, registriert Simon in Europa oft noch die Erwartung, dass ein chinesisches Unternehmen seine Maschinen deutlich unter dem Preisniveau der europäischen Konkurrenz anbieten müsste. »Das tun wir aber nicht.« Stattdessen versuche Farsoon dadurch zu überzeugen, »dass wir für den gleichen Preis mehr anbieten – ähnlich wie Toyota vor 30 Jahren im Automobilbereich«.

Um seine Präsenz im wichtigen europäischen Markt weiter auszubauen, hat Farsoon im April 2018 die Farsoon Europe GmbH mit Sitzt in Stuttgart gegründet. Simon leitet die europäische Farsoon-Tochter von Anfang an und bietet mit 12 Mitarbeitern das gesamte Maschinenportfolio sowie lokale Service- und Wartungsaktivitäten.

Farsoon Technologies
Farsoon Technologies ist ein Komplettanbieter für Kunststoff- Lasersintern und Laser-Metallschmelztechnologien, der im Jahr 2009 von Dr. Xiaoshu Xu gegründet wurde. Xu ist auch heute noch Vorsitzender des Unternehmens, das weltweit rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Anfang der 90er-Jahre war Xu Technischer Direktor bei dem damaligen Lasersinter- Pionier DTM (heute: 3D Systems). Mit seiner »Open for Industry«-Philosophie macht Farsoon seine Maschinen für Materialien aller Werkstoffhersteller nutzbar.
farsoon.com

Tags

  • Additive Fertigung