Überspringen
Zurück

Marktbericht zu den Vereinigten Arabischen Emiraten

3D-Druck-Eldorado am Persischen Golf

03.09.2023

In den Vereinigten Arabischen Emiraten erlebt der 3D-Druck einen enormen Aufschwung. Ein Beispiel dafür ist Al Seer Marine, ein Unternehmen, in dem jüngst die weltweit größte Anlage für den 3D-Druck mit Verbundmaterial entstanden ist.

Foto: Al Seer Marine
Foto: Al Seer Marine

Der Stolz der neuen Fertigungshalle von Al Seer Marine, einem international operierenden Marine-Unternehmen aus Abu Dhabi, ist eine 40 Meter lange 3D-Druckanlage – laut Al Seer Marine die größte Anlage dieser Art weltweit. In dieser Schiffsbau-Fertigung entstehen Boote hauptsächlich aus Verbundwerkstoffen – und nun auch im 3D-Druck.

Dabei war die 3D-Druck-Anlage eigentlich einmal dafür geplant, um Formen für den Bootsbau zu drucken, „aber dann haben wir uns entschieden, gleich die ganzen Boote aus Verbundmaterial mit dem 3D-Drucker zu fertigen“, erklärt der Leiter der Abteilung Innovation & Capability Development, der verantwortlich war für den Aufbau der additiven Fertigungslinie des börsennotierten Unternehmens, das mehr als 1.200 Mitarbeiter beschäftigt.

Auf der Anlage wurde das Boot Hydra bereits komplett 3D-gedruckt und soll bald als autonomes Überwachungsboot eingesetzt werden. Derzeit wird unter anderem noch ermittelt, welches Material über lange Zeit im Salzwasser und bei hohen Temperaturen die nötige Konsistenz aufweist. Dafür entwickelt Al Seer Marine ein umweltfreundliches Coating.

Print-05
Robot-02
Mill-01

AM-Produktion bei AL Seer Marine. Fotos: Al Seer Marine

Enorme Entwicklung

Die additive Anlage von Al Seer Marine, das im vergangenen Jahr einen Umsatz von 279 Mio. Euro erzielte, steht auch symbolisch für die Entwicklung der Additiven Fertigung im Nahen Osten. In kaum einer anderen Region hat der 3D-Druck in der jüngsten Vergangenheit einen so rasanten Aufschwung erlebt wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten. „Insbesondere Abu Dhabi und Dubai entwickeln sich enorm. In den letzten fünf Jahren hat sich unheimlich viel getan“, erklärt der 3D Printing Superintendent bei Al Seer Marine, der bereits seit acht Jahren in den Emiraten in der 3D-Druck-Branche arbeitet und den Aufstieg des 3D-Drucks zuerst in Dubai und nun in Abu Dhabi hautnah miterleben konnte.

Die Entwicklung der AM-Branche geht auch deshalb so rasant voran, weil die Regierung die Additive Fertigung stark fördert und dafür auch viel Geld in die Hand nimmt. Die Aktivitäten und Pläne reichen von einem großen Engagement in den Universitäten bis hin zum Plan des Emirats Dubai, dass bis 2030 mindestens 25 Prozent aller neuen Gebäude 3D-gedruckt werden sollen. Ein wichtiger Meilenstein dieses Vorhabens ist unter anderem der 3D-Druck einer 2.000 Quadratmeter großen Moschee für bis zu 600 Gläubige in Bur Dubai, die 2025 fertiggestellt sein soll (wir berichteten in Ausgabe 01 2023).

Mentalität und finanzielle Ressourcen

Mit 3D-gedruckten Bauprojekten hat der Nahe Osten im Bereich 3D-Druck in der jüngsten Vergangenheit medial auf sich aufmerksam gemacht. Aber auch in der verarbeitenden Industrie zwischen Dubai und Abu Dhabi ist die Additive Fertigung angekommen. Fast jeder Formenbauer in den Vereinigten Arabischen Emiraten setzt auf 3D-Druck, erklärt der 3D Printing Superintendent. Auch bei Schiffs- und Bootsbauern ist die Technologie weit verbreitet, darüber hinaus in den Bereichen Öl & Gas, Metallverarbeitung und Luftfahrt. 

Print-02
Print-04
Robot-06

AM-Produktion bei AL Seer Marine. Fotos: Al Seer Marine

Für die erfolgreiche Entwicklung des 3D-Drucks ist neben den finanziellen Ressourcen der Emirate auch die Mentalität am Persischen Golf verantwortlich: „Die Menschen hier sind offen, um neue Dinge zu probieren. Und auch wenn man scheitert, unternimmt man einen neuen Versuch, bis man erfolgreich ist“, erklärt der Experte von Al Seer Marine.

Bei dieser schnellen Entwicklung verwundert es nicht, dass die Vereinigten Arabischen Emirate ein Eldorado für die Anbieter von AM-Technologie geworden sind: Fast alle großen Hersteller und auch zahlreiche kleinere sind hier mit mindestens einem Reseller vertreten. Im Bereich der Additiven Fertigung haben die Vereinigten Arabischen Emirate sicherlich eine der höchsten Technologie-Dichten pro Einwohner weltweit.

Zudem gibt es in Dubai und Abu Dhabi ein sehr vielfältiges Angebot an Service-Providern. Gleichzeitig hat sich auch ein recht harter Wettbewerb entwickelt – vor allem im Bereich von relativ einfach zu fertigenden Bauteilen. Deutlich weniger Anbieter gebe es dagegen bei Projekten, die viel Know-how erfordern.

Platz für weitere Roboter und Stationen

Da verwundert es nicht, dass sich Al Seer Marine auf der Suche nach einem Projektpartner für die ambitionierte AM-Fertigung zahlreiche Anbieter weltweit angeschaut hat, bevor das Unternehmen in Europa fündig wurde. Auf der Formnext 2021 traf Al Seer Marine auf das junge Unternehmen CEAD aus Delft, das die weltgrößte robotergestützte 3D-Druckanlage „MEGA II“ entworfen und installiert hat. MEGA II wurde am 10. Januar 2023 offiziell eingeweiht.

Die außergewöhnlichen Maße der Anlage sind dafür ausgelegt, dass neben den zwei bereits installierten hybriden Robotern noch weitere Roboter oder Stationen in die Produktionslinie integriert werden können. Später könnten dann auch größere Boote folgen. Es gibt also noch viel Spielraum für weitere spannende Entwicklungen.

MEHR INFOS UNTER:

alseermarine.ae

Tags

  • Offshore und Marine
  • Marktberichte und Studien