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Partnerland Frankreich – Pollen AM

Vielseitiger Pellets-Druck aus der Metropole an der Seine

10.09.2022, von Thomas Masuch

Am Rand von Paris entwickelt und produziert Pollen AM Pellet-3D-Drucker und hat das weitere Wachstum klar im Fokus.

In Ivry-sur-Seine, am Rand von Paris, befindet sich zwischen einer Schule, einem Wohngebäude und einer Industriehalle Pollen AM in einem Gebäude, das früher eine Design-Firma beherbergte. Und auch heute noch ist in den Räumen des französischen Herstellers von 3D-Druckern das Flair des Künstlerisch-Kreativen deutlich zu spüren. Auf sieben Etagen, die jeweils einen Raum umfassen, tüfteln die 13 Beschäftigten an neuen technischen Lösungen, kümmern sich um die Vermarktung oder demonstrieren im Showroom die unterschiedlichen Anwendungsmöglichkeiten der 3D-Drucklösung von der Île-de-France.

Im Zentrum der vielfältigen Arbeiten steht der 3D-Druck von Pellets. „Pellets sind die am häufigsten verwendeten Materialien in der Industrie – vom Kugelschreiber bis zum Smartphone bestand vorher im Prinzip alles aus Pellets“, erklärt Didier Fonta, der sich als General Manager bei Pollen AM um die Bereich Marketing und Sales kümmert. „Selbst die Filamente, die im 3D-Druck verwendet werden, waren vorher Pellets.“

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Bild: Thomas Masuch

Als Pollen AM im Jahr 2013 in Paris gegründet wurde, geschah dies aus der Idee heraus, klassische Industriematerialien für den 3D-Druck zu verwenden. Heute bietet Pollen AM drei Serien von 3D-Druckern, mit denen sich unterschiedlichste Materialien von Kunststoffen über Keramiken bis hin zu Metallen additiv verarbeiten lassen. „Der große Vorteil dabei ist, dass man schon zertifizierte Materialien verwenden kann und diese auch in der Regel deutlich günstiger sind als spezielle 3D-Druck-Materialien“, so Fonta. Außerdem biete es im Bereich Kunststoff auch einen Materialvorteil: „Wir sparen einen Erwärmungsprozess und erreichen so die gleiche Qualität wie beim Spritzguss.“

Verbunden mit der Hauptstadt

Zwei Straßen weiter diskutieren Menschen in typischen Paris-Bistros, die Straße ist auch hier gefüllt mit der für die französische Hauptstadt typischen Mischung aus Hektik, Stil und Vielfalt. Doch die Nähe zur Metropole an der Seine schlägt sich auch in den Mieten bzw. in den recht beengten Räumlichkeiten nieder. Trotzdem würde Fonta nicht aus Paris weggehen: „Wir sind Pariser und wir wollen nicht woanders hingehen.“ Warum? „Schwer zu sagen, ich bin hier geboren und ich habe hier mein Umfeld, der Rest von Frankreich ist gut für den Urlaub“, erklärt er mit seinem Lächeln.

Bei der Unternehmensgründung bezog Pollen AM Räumlichkeiten am Place de la République im Herzen von Paris. Später zog man nach Ivry, weil hier die Mieten zumindest für Pariser Verhältnisse wirtschaftlich darstellbar waren. Gegenüber der verwinkelten 7-stöckigen Firmenzentrale hat Pollen AM in einer Art „shared factory“ zwei weitere Räume angemietet, in denen die 3D-Drucker montiert und kalibriert werden und die als Lager dienen. Nebenan hat sich ein ehemaliger Mitarbeiter als 3D-Druck-Dienstleister selbstständig gemacht und beliefert Pollen AM unter anderem mit Komponenten, die in den Pellet-Druckern verbaut werden.

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Didier Fonta im Showroom von Pollen AM. Bild: Thomas Masuch

Im Portfolio von Pollen AM befindet sich jeweils eine Druckerserie für Kunststoff-, Keramik- und Metallpellets. Hardware für die Nachbearbeitung (z. B. Öfen oder Debindering-Einheiten) bietet das Unternehmen bewusst nicht an, „denn jedes Material erfordert eine spezielle Lösung, manchmal variiert diese sogar je nach Hersteller“, erklärt Fonta. Meistens hätten die Kunden die benötigte Technologie ohnehin verfügbar, da viele Partner aus dem Bereich Metal Injection Molding stammen und hier schon viele Jahre Erfahrung haben. „Ansonsten arbeiten wir auch mit Partnern zusammen, die die richtigen Lösungen zur Verfügung stellen können.“

Ähnlich verhält es sich beim Thema Material: Dies beziehen die Kunden aus ihren bekannten Quellen. „Wir fungieren dagegen als reiner Maschinenhersteller und denken gar nicht über den Verkauf von Materialien nach“, so Fonta. „Das ist wie bei den Anbietern von CNC- oder Spritzgussmaschinen. Wir kümmern uns vor allem um die Kalibrierung der Maschinen, sodass wir unseren Kunden die richtigen Empfehlungen mit auf den Weg geben können, um bestmöglich zu produzieren.“

Weiteres Wachstum klar im Fokus

Zum Einsatz kommen die Drucker von Pollen AM laut Fonta zum Beispiel für das Prototyping oder im Bereich Aftermarkets. Wenn es darum geht, auch nach vielen Jahren noch Ersatzteile zur Verfügung zu stellen, sei der 3D-Druck oftmals die günstigere Lösung im Vergleich zur langen Lagerung. Auch im Bereich Tooling kommt die Technologie aus Paris zum Einsatz. Die Kunden sind sowohl Konzerne als auch kleine mittelständische Betriebe. Und wenn ein Kunde so wenige Teile benötigt, dass sich der Kauf eines Druckers nicht lohnt, produziert Pollen AM hin und wieder auch als Dienstleister. Das ist laut Fonta aber nur ein sehr kleiner Teil des Geschäfts: „Wir wollen vor allem Maschinen verkaufen.“

Die gestiegene Nachfrage nach der 3D-Druck-Technologie von Pollen AM spiegelt sich auch im Wachstum des Unternehmens wider. In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Mitarbeiterzahl verdoppelt, und bis Jahresende 2022 sollen weitere vier Beschäftigte eingestellt werden. Das liegt auch daran, dass sich Pollen AM in der Covid-Zeit darauf konzentriert hat, digitale Services zu entwickeln. „Außerdem konnten wir wichtige Kunden aus dem Aerospace-Bereich hinzugewinnen, und wir haben zwei wichtige Förderprojekte der Île-de-France erhalten“, so Fonta.

Dass der 3D-Druck derzeit in Frankreich so gute Perspektiven hat, liegt laut Fonta auch an einer gewandelten Einstellung in Politik und Industrie. „Vor einigen Jahren gab es noch die Überzeugung, ‚fabless‘ zu werden, also ohne Fertigung und Produktion auszukommen. Jetzt hat man gemerkt, dass dies die falsche Entscheidung war, und versucht, wieder eine Industrie auf die Beine zu stellen.“

Auch für die Zukunft hat das Unternehmen das weitere Wachstum klar im Fokus: „Wir investieren rund 20 Prozent unseres Umsatzes in die technische Entwicklung und das weitere Wachstum“, so Fonta. Geschäftliche Erfolge zu nutzen, um sich noch besser für die Zukunft aufzustellen, „ist unseren Investoren und Eigentümern wichtig“.

Dabei ist Pollen AM in den vergangenen Jahren vor allem organisch gewachsen und operiert sozusagen als unabhängiges Familienunternehmen. Kurz nach der Gründung des Unternehmens hatten einige Privatpersonen in das Unternehmen investiert, darunter Mitglieder der Familie der Gründer oder Persönlichkeiten mit industrieller Erfahrung, „die uns bei der weiteren Unternehmensentwicklung sehr helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, wie Fonta erklärt. „Dadurch, dass bei uns keine klassischen Fonds oder Großkonzerne eingestiegen sind, konnten wir als Unternehmen sehr unabhängig bleiben.“

Bei den weiteren Wachstumsplänen rechnet sich Fonta vor allem im Bereich Keramik viel aus. Im Januar 2020 hat das Unternehmen speziell für dieses Material seine PAM-Serie MC vorgestellt. Außerdem soll bis Ende 2022 insbesondere für den Bereich Keramik im belgischen Mons in der Nähe eines wichtigen Partners eine Niederlassung eröffnet werden.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

pollen.am

Tags

  • Additive Fertigung