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Schräg gedacht

Die erfreuliche Seite der fehlenden Skalierung

Kolumne Schraeg gedacht / von Thomas Masuch — 10.03.2022

Arbeit um der Arbeit willen ist gegen die menschliche Natur – das wusste bereits vor über 300 Jahren der englische Arzt und Philosoph John Locke (1632–1704) zu berichten. In den westlichen Industrieländern scheint die Philosophie des berühmten Aufklärers inzwischen so aktuell zu sein wie nie zu vor: In den USA kündigten vor allem im vergangenen Jahr im Zuge der „Great Resignation“ Millionen Menschen freiwillig ihre Jobs. Und auch die Sehnsucht nach dem Ruhestand ist offenbar so ausgeprägt wie selten zuvor: Nur noch 50,1 Prozent der US-Amerikaner können sich laut einer Umfrage der New York Federal Reserve vorstellen, auch nach dem 62. Geburtstag noch zu arbeiten. Demnach plant die Hälfte der 150 Millionen Beschäftigten in den USA einen frühzeitigen Ausstieg aus dem Berufsleben.

Illustration: feedbackmedia.de, iStock / Ponomariova_Maria
Illustration: feedbackmedia.de, iStock / Ponomariova_Maria

Ein Grund für die gestiegene Attraktivität des Müßiggangs wird im boomenden Aktienmarkt gesehen, der in der jüngeren Vergangenheit vielen Menschen das Altersruhekissen wohl sehr gut gepolstert hat. Insbesondere in den USA war es im vergangenen Jahr fast egal, welche Aktien man kaufte. Der Markt boomte, allen voran die großen Tech-Unternehmen Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet, Facebook, Tesla und Nvidia, die in ihren Sektoren teilweise eine monopolähnliche Stellung genießen. Man konnte investieren wie Homer Simpson – ohne große Kenntnisse reich werden im Schlaf.

Im Gegensatz dazu waren die Anleger, die in Aktien von 3D-Druck-Unternehmen investiert hatten, wohl etwas weniger glückselig: Auch wenn diese Papiere 2021 im Zuge des allgemeinen Börsentrends ebenfalls stiegen, haben sie langfristig im Vergleich zu Apple, Tesla und Co. eine eher bescheidene Performance aufs Börsenparkett gelegt. Trotz eines seit Jahren im Schnitt 20-prozentig wachsenden AM-Marktes notieren die meisten AM-Börsenwerte derzeit weit entfernt von ihren Höchstständen.

Eher Industrie als Tech

Das liegt unter anderem sicher auch daran, dass Additive Manufacturing trotz aller Modernität wohl eher Industrie ist als Tech. Die Kunst des Skalierens, das Erfolgsmantra der Tech Economy, lässt sich in der additiven Welt deutlich schwerer umsetzen. Schließlich sind die Anwendungen komplex, erfordern oftmals viel Know-how und lassen sich nicht beliebig kopieren.

Was viele Anleger vielleicht enttäuscht hat, hat für die AM-Branche einen positiven Effekt: Es gibt in der Welt des 3D-Drucks keine Monopolstellungen einzelner Unternehmen, es hat sich ein fairer Wettbewerb gebildet und eine Branche, die zusammenhält – die fAMily. Und der Markt wächst gesund weiter, auch getragen von jungen, innovativen Unternehmen, die jedes Jahr hinzustoßen. Das ist doch sehr erfreulich.

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