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AM-Experte und Autor Ralf Anderhofstadt im Interview

Toxisch und chancenreich

04.03.2022

Mit den disruptiven Konsequenzen für die Wertschöpfungsketten beschäftigt sich das neue Buch „Disruptiver 3D-Druck“, das im Sommer im Hanser Verlag erscheint. Die Autoren Ralf Anderhofstadt, Head of Center of Competence 3D-Printing bei Daimler Truck und Dozent für additive Fertigung, sowie Dr. Marcus Disselkamp, Business Coach, Hochschullehrer und Fachautor, beschäftigen sich unter anderem mit toxischen Geschäftsmodellen und neuen Business-Möglichkeiten, thematisieren aber auch den technischen Aspekt des 3D-Drucks ganz unterschiedlicher Materialien. Außerdem gibt u. a. Sascha Wenzler, Vice President, Mesago Messe Frankfurt GmbH, einen Ausblick auf die Entwicklungen dieser spannenden Technologie. Wir hatten die Chance, mit Ralf Anderhofstadt über die Inhalte des Buches zu sprechen.

 

Bild: Disselkamp / Anderhofstadt
Bild: Disselkamp / Anderhofstadt

In der Ankündigung des Buches ist von vielen neuen und auch einigen toxischen Geschäftsmodellen die Rede. Könnten Sie uns hierfür konkrete Beispiele geben?

Als toxische Geschäftsmodelle gelten beispielsweise viele der heutigen Bank- und Finanzierungsgeschäfte, wenn nicht rechtzeitig mittels Innovationen neue Mehrwerte für die Kunden geschaffen werden, die diese auch finanziell honorieren. Auch durch den 3D-Druck ergeben sich solche toxischen Geschäftsmodelle. Als ein Beispiel ist hier das Lagerwesen zu nennen. Dort, wo die dezentrale Produktion und Creator Economy weiter Fuß fasst, benötigen wir zukünftig nur noch Lagerleistungen für die Rohwaren der additiven Fertigung, aber nicht mehr für Endprodukte. Das reine Lager-, aber auch das Transportvolumen dürfte sich signifikant reduzieren, da zukünftig Datensätze anstelle physischer Produkte über den Globus gesendet und temporär gespeichert werden. Dies bedeutet jedoch nicht das komplette Aus aller Logistikunternehmen. Toxisch sind nur jene Geschäftsmodelle, die nicht mit der Zeit gehen und den verschiedenen neuen Rollen der übrigen Geschäftspartner keine neuen Mehrwerte bieten.

Und bei welchen Geschäftsmodellen werden sich dagegen Chancen ergeben?

Bleiben wir beim Beispiel der Creator Economy also der Schöpfer-Ökonomie in puncto neuer Geschäftsmodelle. Hierunter verstehen wir, dass aus der Zielgruppe der eigentlichen Nutzer und Kunden nicht nur eigene Anregungen für neue Produkte und Leistungen kommen, sondern dass diese Zielgruppen diese Leistungen auch selbst erstellen und vermarkten. Dadurch ergeben sich ganz neue Chancen und Rollen für die jeweiligen Unternehmen.

Bild: Disselkamp / Anderhofstadt
Bild: Disselkamp / Anderhofstadt

Dass der 3D-Druck vielfältige Chancen bietet, ist ja bereits seit Jahren ein spannendes Thema. Weshalb kommt Ihr Buch gerade jetzt und warum ist es gerade in der aktuellen Zeit wichtig?

In den letzten Jahren hat sich der industrielle 3D-Druck signifikant weiterentwickelt und ist in einigen Branchen bereits in der Serienproduktion angekommen. Aus diesem Grund ergeben sich immer mehr spannende Geschäftsmodelle über die einzelnen Branchen hinweg. Jedoch wird die additive Fertigung häufig noch immer nur durch die Brille des Prototypings gesehen, mit einer starken Fokussierung auf die Konstruktion. Losgelöst von den interessanten Facetten und Möglichkeiten in diesem Bereich muss nun das komplette Potenzial des 3D-Drucks ins Auge gefasst werden, entlang der kompletten Wertschöpfungskette. Und dafür gibt es keine bessere Zeit als genau jetzt!

Last, but not least, an wen richtet sich das Buch?

Das Werk richtet sich an die Entscheider, Manager und Führungskräfte in Industrie, Logistik und Dienstleistung sowie an Professoren und Studierende in Wirtschafts-, Rechts-, IT- und BWL-Studiengängen.

Tags

  • Additive Fertigung