Text: Thomas Masuch
Dass die Welt der Additiven Fertigung nach wie vor attraktiv für junge Menschen ist, spürt Samia Boutari jedes Jahr auf der Formnext. Die Senior-Beraterin und Coach bei der Kölner Personal- und Unternehmensberatung proJob, seit zehn Jahren Kooperationspartner für den Karrieretag der Formnext in Frankfurt, erlebt dabei die gesamte Bandbreite des Personalmarktes.
Das Profil der Kandidaten, die sich für einen Job in der Welt der Additiven Fertigung interessieren, ist recht unterschiedlich. Zur Karriereberatung auf der Formnext kommen jüngere Menschen wie der von seinem Vater begleitete Sohn, der gerade sein Abitur in der Tasche hat und sich beruflich orientieren will, oder Quereinsteiger, die zum Beispiel Elektrotechnik studiert haben und nun wissen wollen, mit welchen Qualifizierungen sie in die AM-Welt einsteigen können.

„Auf der anderen Seite gibt es, wie in anderen Branchen auch, sehr gut ausgebildete Kandidaten aus Ländern wie Mexiko oder Indien, die sich dafür interessieren, wie sie in Deutschland beruflich Fuß fassen können“, erklärt Boutari. „Dabei ist es sehr interessant zu sehen, wenn diese hochleistungsbereiten Menschen auf die nicht mehr ganz so hungrige junge Generation hierzulande treffen und mit ihr in den Wettbewerb treten.“ Boutari hat die Erfahrung gemacht, dass viele Absolventen von deutschen Unis immer noch mit einem hohen Anspruchsdenken und fordernd in das Bewerbungsverfahren gehen und sich zuerst einmal danach erkundigen, wie die Rahmenbedingungen in der betreffenden Firma sind. Das würde sich aber langsam ändern, da die Unternehmen zwar immer noch neue Stellen zu besetzen haben, aber längst nicht mehr so viele und so dringend wie noch vor zwei Jahren. „Es gibt auch in Deutschland viele hoch motivierte und exzellente Fachkräfte, aber der Druck von außen, also durch internationale Bewerber mit hoher Motivation, wird definitiv größer.“
Trotz allem sieht Boutari die AM-Welt weiterhin als einen interessanten Markt für engagierte Kandidaten – sowohl für solche mit einschlägigen Qualifikationen als auch für Quereinsteiger.
Weniger Neueinstellungen
Auch die Personalexperten von Alexander Daniels Global haben eine Veränderung im Jobmarkt der AM-Branche festgestellt. Dies betrifft die Entwicklung sowohl bei den verfügbaren Stellen als auch beim Gehalt, wo sich jeweils die herausfordernde Marktsituation niederschlägt. So ging laut dem jüngsten Salary Report von Alexander Daniels Global die Zahl der Neueinstellungen in der AM-Branche weltweit deutlich zurück: um 14 Prozent in Nordamerika und um 21 Prozent in der EMEA-Region. Gleichzeitig zeigen sich immer mehr Beschäftigte in der AM-Welt offen für neue Positionen. „Trotzdem bleibt die Nachfrage nach bestimmten Qualifikationen hoch“, erklärt Sophie Pontoppidan, Growth Marketing Manager bei Alexander Daniels Global. Insbesondere qualifizierte Bediener und Techniker haben demnach gute Chancen auf dem AM-Jobmarkt.
Der Karrieretag der Formnext 2025 findet am Freitag, 21.11.2025, statt. Hier stehen die Personalexperten von proJob für Beratungsgespräche zur Verfügung. Außerdem können Bewerber kostenlos professionelle Porträtfotos aufnehmen lassen. Unternehmen haben das ganze Jahr über die Gelegenheit, für die Besetzung von Stellen das Karriereportal der Formnext zu nutzen. Die Ausschreibungen werden ausgedruckt auch an der Jobwall auf der Formnext präsentiert.
„Keine Einbahnstraße“
Trotzdem müssen Unternehmen nach wie vor einiges tun, um gute Mitarbeiter zu gewinnen. „Das ganze Thema Personal ist nach wie vor keine Einbahnstraße“, erklärt Boutari. Eine sehr gute Gelegenheit ist dabei die Formnext, die die Nachwuchsrekrutierung mit dem Karrieretag intensiv unterstützt. Während sich einige Interessenten bereits vier bis sechs Wochen vor der Formnext dafür anmelden, werden viele Beratungsgespräche auch spontan auf der Messe vereinbart: „Wenn wir um 10:00 Uhr am Karrieretag starten, sind um 10:30 Uhr alle Slots für Beratungsgespräche ausgebucht.“ Auch die Jobwall mit ausgedruckten Stelleninseraten ist auf der Formnext nach wie vor ein echter Publikumsmagnet.
Daneben bietet die Formnext für Jobinteressierte laut Boutari auch abseits des Karrieretags vielfältige Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme – denn viele Unternehmen würden sich über ein Interesse durchaus freuen. „Dabei muss man sich nicht unbedingt auf die Marktführer konzentrieren – es lohnt sich auch der Blick auf kleinere Unternehmen, selbst wenn diese keine Stellen ausgeschrieben haben.“ Wichtig sei allerdings, dass man auch als Student oder Berufsanfänger passend auftritt – einschließlich entsprechender Kleidung, den Lebenslauf in der Tasche und mit einem Plan, welche Firmen man kennenlernen will.
Employer Branding auf der Messe
Dennoch hat Boutari die Erfahrung gemacht, dass nicht alle Unternehmen die Gelegenheit der Personal-Rekrutierung auf Messen entsprechend nutzen. „Auch wenn Unternehmen auf der Messe vor allem ans Geschäft und den Verkauf denken, so ist jeder Messeauftritt immer auch eine Art Employer Branding. Dieses Bewusstsein fehlt leider sehr oft.“ So komme es häufig vor, dass Kandidaten, die sich nach einem Job umsehen, auf den Messeständen mit dem Hinweis zurückgewiesen werden, für Bewerbungen doch bitte die Firmenwebsite zu nutzen. „Das passiert sogar bei Unternehmen, die aktiv nach Personal suchen“, so Boutari.

Den Grund sieht Boutari darin, dass der Messestand größtenteils mit Vertriebsleuten besetzt sei, deren Hauptinteresse darin bestehe, Leads zu generieren. Dabei ließe sich das Problem recht einfach lösen, ohne dass extra den ganzen Tag eine Personalkraft mit am Stand stehen muss. „Man könnte insbesondere am Karrieretag der Formnext zwei Slots reservieren, an denen ein Personaler per Online-Meeting zugeschaltet ist.“ Auch eine entsprechend geschulte Hostess wäre eine Lösung, um Daten aufzunehmen, einige Fragen zu beantworten und so einen guten persönlichen Eindruck vom Unternehmen zu hinterlassen.
Wie wichtig dieser Eindruck ist und dass er letztendlich auch geschäftlich relevant sein kann, hat Boutari vor zwei Jahren auf der Formnext erlebt. „Da kam ein Arzt aus Italien zu uns, der sich einerseits für eine AM-Anlage interessierte, sich andererseits aber auch mal umhören wollte, ob er sich vielleicht beruflich verändern kann.“ Der Arzt beging allerdings den „Fehler“, dass er am Stand eines Druckerherstellers zuerst den Bereich Karriere ansprach, woraufhin er mit dem Hinweis auf die Firmenwebsite abgewiesen wurde. Zu einem Gespräch über einen möglichen Druckerkauf kam es gar nicht. Das erfolgte dann er dann bei einer anderen Firma.
Weitere Infos:
Ein ausführliches Interview mit Sophie Pontoppidan, Growth Marketing Manager bei Alexander Daniels Global, zu den aktuellen Personaltrends in der Additiven Fertigung finden Sie hier.