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Partnerregion Nordic: WOHN aus Dänemark

„Die klassische Bauindustrie ist der beste Gegner“

Text: Thomas Masuch, 11.09.2023

Das dänische Start-up WOHN druckt Gebäudestrukturen aus Kunststoff und Sägemehl und will damit die CO2-Bilanz beim Hausbau deutlich verbessern.

Bild: WOHN
Bild: WOHN

Eine Unterhaltung mit Morten Bove kommt nach einigen Sätzen immer wieder auf das Thema Nachhaltigkeit zurück, egal welche Frage man vorher gestellt hat. Das Thema scheint dem 55-Jährigen wirklich am Herzen zu liegen, und er ist überzeugt davon, dass „wir die Generation sind, die das Klima und die Welt retten kann“. 

Dennoch ist Bove kein Idealist, sondern Unternehmer mit klaren Vorstellungen. Ihm geht es darum, wirklich etwas zu bewirken. „Und dafür braucht man ein gutes Produkt. Wenn das Produkt nicht besser ist als die Angebote der etablierten Unternehmen, kaufen es vielleicht die Klimagläubigen, aber es wird immer eine Nische bleiben. Um einen echten Unterschied zu machen, braucht man Stückzahlen und eine breite Akzeptanz.“

Matúš Uríček und Morten Bove wollen das Bauen nachhaltiger machen. Fotos: WOHN
Matúš Uríček und Morten Bove wollen das Bauen nachhaltiger machen. Fotos: WOHN
Matúš Uríček und Morten Bove wollen das Bauen nachhaltiger machen. Fotos: WOHN
Matúš Uríček und Morten Bove wollen das Bauen nachhaltiger machen. Fotos: WOHN

Matúš Uríček und Morten Bove wollen das Bauen nachhaltiger machen. Fotos: WOHN

Mit seinem Start-up WOHN hat Bove 3D-gedruckte lasttragende Strukturen für den Hausbau und große Strukturelemente für besondere Anwendungen entwickelt. Das sei in verschiedener Hinsicht nachhaltig: Als Material kommt eine Mischung aus Sägemehl und recyceltem Kunststoff zum Einsatz, zudem sind die Strukturen vergleichsweise leicht und können später einmal dort produziert werden, wo sie gebraucht werden. Laut Bove lassen sich beim Hausbau so 90 Prozent CO2 einsparen.

Zusammen mit Matúš Uríček, der 2020 an der Universität Aalborg seine Abschlussarbeit zum Thema 3D-Druck für den modularen Hausbau schrieb, hat Bove WOHN 2018 gegründet. Freunde hatten beide zusammengebracht, weil sie unabhängig voneinander immer wieder über ihre nachhaltigen Vorstellungen gesprochen hatten. „Aber richtig losgelegt haben wir mit unserem Start-up erst 2021“, erklärt Bove. Kurz darauf folgte eine erste Seed-Finanzierungsrunde, die die Erstellung des ersten Prototyps und weitere Materialexperimente ermöglichte. Ein zweiter Prototyp in überarbeitetem Design entsteht gerade auf der 6 × 6 × 4 Meter großen Gantrymaschine, die einschließlich Extruder von WOHN individuell entwickelt wurde. 

Nachhaltigkeit weiter vorantreiben

Derzeit kümmern sich Bove (Sales und Marketing) und Uríček (Technik) noch zu zweit um sämtliche Herausforderungen des Start-ups, das nun immer größere Perspektiven eröffnet. Schließlich liegen nach einigen Medienberichten u. a. im regionalen dänischen Fernsehen bereits Aufträge und Anfragen für mehr als 100 Hausmodule vor. Dafür sollen bald zusätzliche Beschäftigte eingestellt werden. „Außerdem wollen wir von der Gantry auf eine Plattform mit Roboterarm wechseln“, erklärt Bove. „Das gibt uns mehr Designfreiheit und Flexibilität.“ 

Mittels 3D-Druck schafft WOHN auch einmalige Strukturen. Bild: WOHN
Mittels 3D-Druck schafft WOHN auch einmalige Strukturen. Bild: WOHN

Und wenn die Produktion beginnt, will das Start-up den eigenen Nachhaltigkeits-Anspruch noch weiter erhöhen. Das Sägemehl, das die Hälfte und mehr der geheimen Materialrezeptur ausmacht, wird derzeit noch aus Schweden geliefert, der recycelte Kunststoff kommt aus Deutschland. Beides soll nach Möglichkeit bald auch auf dem dänischen Markt zugekauft werden, was aber gar nicht so einfach ist: Dänemark verfügt im Gegensatz zum skandinavischen Nachbarn kaum über eine Holzindustrie, und die Recyclingquote für Kunststoff liegt in Dänemark nur bei rund 23 Prozent (Stand 2020).

Dennoch sieht Bove das Unternehmen, das in Herlufmagle, rund 80 Kilometer südwestlich von Kopenhagen, beheimatet ist, in Dänemark gut platziert. Dem Fachkräftemangel in Dänemark kann durch automatisierte Prozesse beim Bauen begegnet werden. „Und das nachhaltige Denken ist hier weit verbreitet, selbst wenn einige Lösungen noch als ‚greenwashed‘ erscheinen. Besonders die jüngere Generation geht voran und hat ein hohes Bewusstsein dafür.“ 

Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN
Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN
Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN
Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN
Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN
Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN

Produktion und Auslieferung. Fotos: WOHN

Auf den jüngeren Hausbauern liegen auch die Zukunftshoffnungen von Bove, der im Vertrieb vor allem mit Projektentwicklern, aber auch mit Bauunternehmen und Bauherren im Gespräch ist. Und dann will er Bauen mit Beton und dem hohen CO2-Ausstoß deutlich den Kampf ansagen. „Die klassische Bauindustrie ist für uns der beste Gegner, denn ihre Argumente und Kennzahlen werden immer unterlegen sein.“

MEHR INFOS UNTER:

wohnhomes.com

Weitere Informationen zum Material-Extrusion-Verfahren im AM-Field-Guide.  

Tags

  • Architektur und Bauindustrie
  • Nachhaltigkeit