29.06.2023, von Thomas Masuch
Mit dem 3D-Druck winziger Partikel auf atomarer Ebene hat das junge dänische Unternehmen Atlant 3D Nanosystems Großes vor. Das Unternehmen, das vor fünf Jahren von Maksym Plakhotnyuk und zwei Mitstreitern gegründet wurde und 2021 die Formnext Start-up Challenge gewann, will die Halbleiterindustrie aufmischen.
Anfang dieses Jahres ist das Unternehmen in ein neues Gebäude gezogen, wo es nun auch mehr Platz für das weitere Wachstum hat: Auf 30 Beschäftigte will Atlant 3D bis Ende 2023 noch wachsen – das wäre eine Verdoppelung innerhalb eines Jahres. „Vor allem im Bereich Engineering und Development wollen wir uns weiter verstärken“, erklärt Dr. Plakhotnyuk. Das schnelle Wachstum wird auch ermöglicht durch eine Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro, die das Unternehmen 2022 abgeschlossen hat.
Inzwischen hat das Unternehmen drei Anlagen für den Mikro-3D-Druck im Portfolio: Die Nanofabricator-Anlagen können Teile mit Durchmessern von bis zu 150 mm und 6 Materialien gleichzeitig herstellen und verarbeiten. Den Nanofabricator LiteTM hat Atlant 3D nach strengen Vorgaben der NASA entwickelt und mit der NASA getestet, um Mikrofabrikation unter Mikro- und Schwerelosigkeit zu ermöglichen. Insgesamt wurden schon drei Maschinen ausgeliefert. Zu den Kunden und Partnern zählen neben der NASA auch die ESA, STMicroelectronics sowie andere.
Prozesskette verkürzen
Mit seinen Anlagen richtet sich Atlant 3D insbesondere an die Hersteller von Halbleitern zum Beispiel für optische Linsen, Filter, Sensoren und anderen High-Tech-Anwendungen. „Bei der klassischen Herstellung von Halbleitern treten zwei Herausforderungen auf: Die Oberflächen sind in der Regel poliert, und es lassen sich nur sehr schwer verschiedene Materialien kombinieren“, so Plakhotnyuk. „Beide Herausforderungen können wir mit dem 3D-Druck lösen. Wir machen komplexe Strukturen möglich und verkürzen damit die Prozesskette für die Herstellung von Prototypen oder fertiger Komponenten.“
Maksym Plakhotnyuk hat Atlant 3D 2018 gegründet. Der Nanofabricator LiteTM wurde nach strengen Vorgaben der NASA entwickelt. Fotos: Atlant 3D
Auf die erfolgreiche Unternehmensentwicklung hatte auch der Gewinn der Formnext Start-up Challenge einen wichtigen Einfluss: „Wir haben auf der Formnext vor anderthalb Jahren unseren ersten Prototyp ausgestellt und sehr interessante Menschen kennen gelernt – zum Beispiel Investoren oder Lieferanten“, erinnert sich Plakhotnyuk. Und der Kontakt zu Addifab, einem weiteren Start-up aus Kopenhagen, das inzwischen zu Nexa 3D gehört, ermöglichte Atlant 3D den Umzug in seine neue Firmenzentrale.
Den nächsten großen Schritt hat das Unternehmen ebenso bereits geplant: In Kürze soll eine neue Anlage auf den Markt kommen, mit der nicht nur wie bisher Metalle auf atomarer Ebene 3D-gedruckt werden können, sondern auch Nitrate und andere nicht-metallische Materialien. „Das ist sozusagen der Heilige Gral bei der Herstellung von Halbleitern“, freut sich Plakhotnyuk. Damit ließen sich dann auf einem Chip 1000 mal 1000 Sensoren aufbringen und so ein „anorganisches neuronales Netzwerk aufbauen, das die Zukunft der künstlichen Intelligenz sein kann.“
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