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Editorial Formnext Magazin Ausgabe 03/2024

Eine Frage des Standpunkts

Text: Sascha F. Wenzler, Vice President Formnext — 03.09.2024

Für viele Menschen ist es ja eine Frage der persönlichen Philosophie, ob das berühmte Wasserglas halb voll oder halb leer ist. In unserer überwiegend vom Wachstum verwöhnten AM-Welt war das Glas in den letzten Jahren in der Regel voll (halb oder ganz). Doch inzwischen ist in Teilen der Branche eine gewisse Ernüchterung eingetreten: Wer vor allem in der Automobilindustrie oder im Maschinenbau tätig ist, erlebt derzeit wahrscheinlich eine schwierigere Zeit als Unternehmen aus den Bereichen Medizin, Aerospace oder Defence. 

von Sascha F. Wenzler, Vice President Formnext
Bild: Formnext / Mathias Kutt

Der Füllstand im Wasserglas hängt aber auch vom Land ab, in dem man Geschäfte macht: In Deutschland stagniert die Wirtschaft derzeit mehr oder weniger, während andere europäische Länder oder die USA weiterhin ein gesundes Wirtschaftswachstum vorweisen. Und einzelne Länder zum Beispiel am persischen Golf setzen nach wie vor stark auf Zukunftstechnologien wie AM und sind für manche Player ein wahres Eldorado.

Wie differenziert die Entwicklung der AM-Branche ist, zeigt auch folgendes Bild: Der AM-Markt als Ganzes wächst nach wie vor, aber die Börsenkurse vieler großer AM-Unternehmen sind drastisch in den Keller gerauscht. Warum ist das so? Hierzu geistern besonders in den letzten Monaten viele mehr oder weniger fundierte Ansichten und Theorien durch die sozialen Netzwerke – letztendlich ist die Frage aber nicht einfach zu beantworten. Es wird allerdings immer deutlicher, dass AM am Scheideweg steht: Mit dem Erreichen der industriellen Reife stellt sich bei vielen Anwendungen die knallharte Frage nach Wirtschaftlichkeit je nach Kundenbranche und Losgröße, oft im Vergleich mit konventionellen Verfahren. Das erhöht nochmals den Druck, sorgt aber auch für einen weiteren Push hin zu einer Hype-befreiten, „ganz normalen“ Fertigungstechnologie.

Ebenso differenziert ist auch das Thema Additive Fertigung und Nachhaltigkeit. AM kann eine entscheidende Rolle spielen. Die Technologie an sich ist aber nicht zwangsläufig nachhaltiger als andere – es kommt darauf an, wie und wo man sie einsetzt. Wie komplex diese Betrachtung ist, zeigen wir in einem Hintergrundbericht.

Die Ambivalenz der Wirtschaftslage bekommen wir auch durch unsere Aussteller und Partner gespiegelt: Während einige die Innovationszurückhaltung in ihrem jeweiligen Markt direkt spüren, laufen bei anderen die Geschäfte mehr als rund. Was man daraus lernen kann, ist, dass die Welt der Additiven Fertigung nicht nur viel verändern kann, sondern auch selbst stets im Wandel begriffen ist.

Wer dabei erfolgreich sein will, braucht einen klaren Kompass und muss sich gleichzeitig ein gewisses Maß an Flexibilität bewahren. Beides vereinen wir auch auf der Formnext, die jedes Jahr der Leuchtturm der Additiven Fertigung ist. Hier strahlen die großen Trends, dazu mischen immer wieder neue, sehr innovative junge Unternehmen unsere Branche auf. Mit unserem umfangreichen Rahmenprogramm, den Konferenzen, Seminaren, Sonderthemen und auch mit diesem Magazin geben wir allen, die sich in der AM-Welt bewegen, wertvolles Wissen auf den Weg – damit auch Sie in Zukunft ein volles Glas in der Hand halten.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und freue mich darauf, Sie auf der Formnext in Frankfurt zu begrüßen.

Ihr Sascha F. Wenzler
Vice President Formnext 

 

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