Überspringen

Call for Speakers bis 30.06.

Werden Sie Teil der Formnext und unseres Multi-Stage-Konzeptes! Wir laden Sie als Branchenexperten, AM-Anwender und Technologieanbieter ein, Ihr Know-how einzubringen und mit der Formnext-Community zu teilen.

Wir sind gespannt auf Ihre Ideen!

„Seinen Drive nicht verloren“

07.04.2025

Andreas Langfeld, ist jüngst zum Chief Revenue Officer and Culture Architect bei Stratasys aufgestiegen. Wir haben uns mit ihm über die aktuelle Entwicklung der AM-Welt unterhalten.

Text: Thomas Masuch

Die wirtschaftliche Lage der Additive Fertigung ist derzeit von einiger Unsicherheit geprägt – wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Eine etwas gedrückte Stimmung ist auch in anderen Industrien zu spüren, das bedeutet aber nicht, dass AM seinen Drive verloren hat. Ganz im Gegenteil: die Daseinsberechtigung von AM wächst weiter, genauso wie die Anwendungsbereiche.

Wie kommen Sie zu dieser positiven Einschätzung?

Wir haben einen riesigen Kundenstamm und merken, dass es immer mehr sogenannte Critical Missions gibt – also Lösungen, die direkt für die Produktion von Bauteilen verwendet werden. Hier gibt es auch weniger Nachfrageeinbußen in schwierigen Zeiten – denn im Gegensatz zum Prototyping, wo man auch mal sparen könnte, muss bei den Kunden weiter produziert werden. Gleichzeitig sehen wir weiterhin enorme Wachstumschancen der Additiven Fertigung. Denn lassen Sie uns einmal vergleichen: Während bereits rund 40 Prozent aller Prototypen 3D-gedruckt werden, sind es im Bereich Tools & Fixtures nur 0,5 %. Allein hier sehe ich ein riesiges Potential. Ganz zu schweigen vom Bereich Manufacturing, wo der Anteil der Additiven Fertigung mit nur rund 0,05 Prozent noch sehr minimal ist.

Andreas Langfeld. Bild: Thomas Masuch
Andreas Langfeld. Bild: Thomas Masuch

Trotzdem ist bei einigen Unternehmen, wenn auch sicherlich nicht bei der Mehrheit, die Lage nicht ganz so rosig…..

Es wird sicherlich eine Bereinigung stattfinden, das ist auch normal, nicht alle werden überleben. Wir sind allerdings sehr positiv, dass sehen Sie auch schon daran, dass wir jedes Jahr zwischen 90 und 110 Mio. US-Dollar in Forschung und Entwicklung investieren.

Wenn man die Formnext 2024 als Trendbarometer für die weitere Entwicklung der AM-Branche nimmt, zeichnen sich einige wichtige Entwicklungen ab. Eine davon ist die zunehmende Bedeutung der Automatisierung. Wie wird die AM-Welt davon profitieren? 

Automation in der Additiven Fertigung sieht oft so aus, dass Roboter etwas aufpicken. Wichtig ist aus meiner Sicht aber eine sinnvolle Automation, und die muss nicht immer voll automatisiert sein. Letztendlich braucht man eine Lösung, bei der die Bauteilkosten am geringsten sind. Ein wichtiger Faktor hierbei ist auch die Robustheit der eingesetzten Systeme.

Ein weiteres wichtiges Thema ist nach wie vor die Nachhaltigkeit. Welche Entwicklungen sehen Sie hier?

Unternehmen sehen Nachhaltigkeit in der Regel nicht als Selbstzweck, sondern stellen sich die Frage: Wie kann ich damit Geld verdienen? Und hier gibt es eine Reihe an Möglichkeiten, manche sind regional unterschiedlich: zum Beispiel gibt es in Italien Steuererleichterungen bei Investitionen für einen niedrigeren Energie-Verbrauch. Manche Unternehmen haben Nachhaltigkeit als Schlüsselindikator (KPI) definiert. Der Return on Invest ergibt sich dann daraus, ob man genug CO2 oder andere Ressourcen einspart.

Andreas Langfeld. Bild: Thomas Masuch
Andreas Langfeld. Bild: Thomas Masuch

Welche weiteren Felder zeigen Ihrer Meinung nach eine spannende Entwicklung?

Da kann man zum Beispiel den Bereich Fashion nennen, der sich zu einer ernstzunehmenden Nische entwickelt hat – insbesondere durch den 3D-Druck auf Stoffe. Daneben spielen Kollaborationen eine immer wichtigere Rolle – ein Beispiel dafür ist unsere Zusammenarbeit mit AM Craft, einem jungen Unternehmen aus der Bereich Flugzeugbau, das unsere Technologie nutzt, um zum Beispiel Bauteile für das Flugzeuginterieur herzustellen.

Herr Langfeld, vielen Dank für das Gespräch.