Interview: Peter Zelinski, 15.05.2024
Nächstes Jahr findet die Formnext Chicago statt. Doug Woods, der Präsident von AMT, und Sascha Wenzler, Vice President Mesago Messe Frankfurt, sprechen mit Peter Zelinski, Chefredakteur AM Media, über den langen Weg zu dieser Veranstaltung, die Bedeutung der Formnext für den US-Markt und die Veranstaltungslandschaft des Jahres 2025 in einem heiß umkämpften Markt.
In den USA gibt es mit der Rapid+TCT und der IMTS bereits Messen für den 3D-Druck und die industrielle Fertigung. Mit welchem Ansatz spricht die Formnext Chicago aktuelle und künftige Anwender der Additiven Fertigung an?
DOUG WOODS: Zuerst einmal: Es handelt sich nicht um eine neue Veranstaltung, sondern um einen weiteren Standort für die bekannteste, meistbesuchte und wichtigste AM-Messe der Welt, die Formnext. Bisher ist die einzige US-Messe, die 3D-Drucktechnologie vorstellt, die Rapid+TCT. Sie begann als Rapid-Manufacturing-Messe und wandelte sich im Laufe der Zeit. Sie befasst sich mit der
Maker-Bewegung und 3D-Druckanwendungen, bietet aber auch Fertigungsunternehmen additive Lösungen. Die IMTS ist wiederum der Ort, um alles an Technologie rund um die industrielle Fertigung zu finden. Aber die Formnext bietet etwas anderes als diese beiden Veranstaltungen. Was wir alle vermissen, ist die Zusammenführung der gesamten AM-Wertschöpfungskette an einem Ort. Es geht nicht nur um den 3D-Druck; AM als innovative Produktionslösung umfasst viel mehr. Die Formnext bietet einen Treffpunkt für alles, was mit AM zu tun hat, von den Materialanbietern über Software und AM-Anlagen bis hin zu Postprocessing und Qualitätssicherung.
Sascha, du und dein Team, ihr habt die Formnext in Deutschland seit 2015 zum größten und wichtigsten AM-Event weltweit entwickelt. Warum wollt ihr nun mit der Formnext in die USA kommen?
SASCHA WENZLER: Mit den internationalen Markenevents der Formnext verfolgen wir eine Strategie lokal angepasster Formate in relevanten AM-Märkten, die auf unserer sehr erfolgreichen Mutterveranstaltung in Frankfurt basieren und sich dabei den speziellen Bedürfnissen lokaler Märkte anpassen. Wir haben deshalb ein Formnext-Messeformat in Shenzhen, China und ein Formnext-Forum in Tokio, Japan. In den USA als größtem AM-Markt sehen wir, wie Doug es auch beschreibt, einen großen Bedarf für eine professionelle B2B-Investitionsgüter-Fachmesse, die den gesamten industriellen Prozess der Additiven Fertigung abbildet und sich auf die Bedürfnisse der verschiedenen Anwenderbranchen fokussiert. Es gibt ein riesiges Potenzial an Unternehmen in den USA, die noch nicht mit AM in Berührung gekommen sind oder die Vorteile nicht nutzen. Zusammen mit unseren Partnern AMT und Gardner Business Media ist die Erschließung dieses Potenzials in den USA unser Ansatz, wie wir ihn übrigens auch mit der Formnext in Frankfurt seit ihrer Gründung sehr erfolgreich verfolgen. Nur dadurch gelingt es, die Anwendung von AM über den Kern der Profis hinaus in die Breite der Industrie zu erweitern und letztlich die Geschäftskontakte unserer Aussteller deutlich zu erhöhen.
Die Veranstalter der Rapid+TCT 2025 haben beschlossen, die Messe zu denselben Terminen zu veranstalten, die für die Formnext Chicago angekündigt waren. Was denkt AMT dazu?
DOUG WOODS: Es ist wichtig, die Reihenfolge der Schritte zu verstehen. Gleich nach Beginn unserer Partnerschaft mit Mesago und bevor wir uns auf einen Termin für eine US-Veranstaltung einigten, hatten wir uns direkt an SME und die Additive Manufacturing Users Group (AMUG) gewandt, um Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zu finden. Leider erfolglos. Ich kann nachvollziehen, wie schwierig es für einen Aussteller ist, sich zu fragen, wie er damit umgehen soll. Leider befinden wir uns jetzt in einer Situation, in der viele Marktteilnehmer eine Entscheidung treffen müssen. Wettbewerb gibt es immer und ganz besonders in den USA. Und auf einem so großen Markt wie den Vereinigten Staaten und mit einer so wichtigen Technologie wie der Additiven Fertigung gibt es Platz für mehr als ein Format. Aber wir platzieren uns bewusst mit dem besonderen USP einer dezidierten Technologiemesse wie der Formnext in diesem Umfeld.
Im Jahr 2025 liegt der Termin der Formnext auch ziemlich nah an der AMUG, dem Treffen der AM Users Group in Chicago. Sascha, wie siehst du diese Situation?
SASCHA WENZLER: Du hast recht, und Doug hat es bereits in Bezug auf Rapid + TCT angesprochen. Es ist eine wirklich unglückliche Situation. Wir haben bereits 2021 unser Datum veröffentlicht. Jetzt steht das Jahr 2025 vor der Tür und wir haben es mit drei Veranstaltungen zu tun, die fast zeitgleich oder sogar am selben Tag stattfinden. Das macht das Jahr 2025 zu einer echten Herausforderung für alle Akteure, ob Aussteller, Besucher oder Veranstalter. Allerdings ist die AMUG ein ganz anderes Format als die Formnext. Die AMUG ist eine Konferenz in Hotelatmosphäre, auf der sich AM-Anwender treffen und austauschen. Sie ist keine klassische Messe, bei der die Reichweite ebenso wie das Angebot viel größer ist und bei der Aussteller das Ziel verfolgen, ihre Maschinen, Produkte und Lösungen zu zeigen und zu verkaufen. Beide Formate schaffen einen Mehrwert für die Branche. Zusammen mit unseren Partnern waren wir immer offen dafür, Möglichkeiten zu diskutieren, wie wir Synergien mit der AMUG realisieren oder uns gegenseitig unterstützen können. Ich bin immer zukunftsorientiert und nicht so sehr in der Vergangenheit verhaftet. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass es Chancen gibt, wenn jeder aus seiner Komfortzone herauskommt. Nur so lässt sich ein Weg finden, bei dem verschiedene Veranstaltungen und Formate in einem Jahr so zusammenspielen, dass es für die Branche von Nutzen ist und Mehrwert geschaffen wird. Hier können sich AMUG und Formnext sehr gut ergänzen.
MEHR INFOS UNTER:
Tags
- Formnext News